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Ifo-Index: Deutschland steht vor Konjunkturwende

Auch im vierten Monat in Folge sind die deutschen Unternehmen guter Stimmung. Die aktuelle Geschäftslage und Zukunftsperspektiven bewerten sie besser als erwartet.

Die Stimmung in den Chefetagen ist gut: Unternehmen in Deutschland schätzen sowohl ihre derzeitige Lage als auch die Zukunftsperspektiven für die kommenden sechs Monate wieder besser ein. Dies ergab der Ifo-Geschäftsklimaindex, der wichtigste Frühindikator der deutschen Wirtschaft. "Es scheint, dass die Wirtschaft wieder Tritt fasst", erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Freitag.

Für den Monat Juli stieg das Konjunkturbarometer auf 87,3 Zähler von 85,9 Punkten im Vormonat – und damit zum vierten Mal in Folge. Neben der Industrie fiel das Klima auch im Großhandel und im Baugewerbe im Juli günstiger aus. Dagegen trübte sich die Stimmung im Einzelhandel geringfügig ein, da die Geschäftserwartungen angesichts der zu befürchtenden steigenden Arbeitslosenzahlen nach unten gingen.

Dennoch gehen die Forscher des Münchner Instituts davon aus, dass Deutschland die Rezession im Sommer hinter sich lassen wird. "Wir werden im dritten Quartal wieder eine positive Wachstumsrate haben", sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger – und warnte zugleich vor zu viel Euphorie. Die Wirtschaft werde nicht automatisch in einem Aufschwung münden, so Abberger. "Die Lage ist noch immer ernst." Es gebe weiter große Risiken für die Konjunktur – vor allem durch vermutlich steigende Arbeitslosenzahlen und die restriktive Kreditvergabe der Banken.

Aufgrund einer ganzen Reihe von Indikatoren hatten viele Volkswirte mit diesen positiven Daten gerechnet, waren aber im Schnitt von einem weniger deutlichen Anstieg ausgegangen. Zuletzt hatte die Industrie drei Monate in Folge steigende Aufträge verbucht. Produktion und Exporte legten ebenfalls zu – und ließen Unternehmer, Manager und Anleger wieder hoffen. Zu Jahresbeginn hatte es noch anders ausgesehen: Damals war das Bruttoinlandsprodukt mit 3,8 Prozent so stark eingebrochen wie noch nie seit Einführung dieser Statistik 1970.

Analysten bezeichneten die neuesten Ifo-Zahlen als "eine der wichtigsten Umfragen in den letzten Monaten". Insbesondere die beruhigende Einschätzung der aktuellen Lage durch die Unternehmen habe den Skeptikern jetzt "Wind aus den Segeln genommen". Dies sei ein Signal dafür, dass sich die Stimmung und die wirtschaftliche Aktivität besserten. Einige Volkswirte sind zuversichtlich: "Die größte Abschwungsdynamik der deutschen Wirtschaft liegt wohl hinter uns." Im zweiten Halbjahr könne wohl ein leichtes Wachstum verbucht werden.

Auch der Aktienmarkt reagierte positiv. Der Deutsche Aktienindex (Dax) baute nach Veröffentlichung der Daten seine Gewinne aus und stieg zeitweise über 5300 Punkte.

Das Ifo-Geschäftsklima wird seit 1972 regelmäßig vom Münchner Ifo-Institut ermittelt. Dabei werden in der ersten Woche eines jeden Monats Fragebogen an rund 7000 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Großhandels und des Einzelhandels versandt, in denen sie gebeten werden, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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