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Konjunktur: Berlin wird solide

Die Wahrscheinlichkeit von Pleiten in der Hauptstadt sinkt – und die Einkommen der Berliner legen etwas zu.

Berlin - Den Firmen in Berlin geht es besser. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie aufgeben müssen, nimmt in diesem Jahr weiter ab. Auch die Aussichten für 2008 sind gut. Zu dem Schluss kommt das Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Creditreform in einer Studie, die am Donnerstag in Berlin vorgelegt wurde. „Berlin hat insgesamt sehr viel Potenzial“, sagte Michael Munsch, Chef der Rating-Sparte von Creditreform. In der Hauptstadt bewege sich einiges. Durch die Ansiedlung modernerer Betriebe werde die Wirtschaftsstruktur gestärkt. Ähnlich sehe es in Brandenburg aus, wo sich die wachsende Zahl der Solarfirmen positiv bemerkbar machen.

Creditreform hat für die Studie die Zahl der Pleiten im ersten Halbjahr bei allen Arten von Unternehmen untersucht – vom kleinen Gemüsehändler oder Handwerksbetrieb bis hin zum großen Industriekonzern. Die Daten wurden dann für das Gesamtjahr hochgerechnet. Berücksichtigt wurden nicht nur Insolvenzen, sondern auch, wenn Einzelunternehmer den Offenbarungseid leisten mussten. Insgesamt gibt es laut Creditreform fast 154 000 Firmen in Berlin, in Brandenburg knapp 112 000.

Besonders anfällig für Pleiten ist in der Hauptstadt nach Erhebung von Creditreform das Gastgewerbe. 5,45 Prozent der 8593 Betriebe werden voraussichtlich in diesem Jahr pleitegehen, im bundesweiten Schnitt liegt die Quote bei lediglich 4,1 Prozent. Auch beim Bau (3,84 Prozent) und im Handel (3,13 Prozent) sind die Firmen deutlich anfälliger als sonst in Deutschland. Leicht besser als im Bundesschnitt stehen die Industrie, das Kredit- und Versicherungsgewerbe sowie Unternehmen, die sich Erziehung und Unterricht widmen, da.

Einige Bezirke stechen bei der Pleitenwahrscheinlichkeit hervor. So werden Spandau und Neukölln auf einer Skala von eins (sehr geringes Risiko) bis sechs (sehr hohes Risiko) von Creditreform mit einer „glatten 6“ belegt. In Spandau werden in diesem Jahr etwa acht Prozent aller Gastronomiebetriebe schließen – deutlich mehr als im übrigen Stadtgebiet. Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Banken ihre Firmenkredite wiedersehen, in Treptow-Köpenick, Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf relativ hoch.

Creditreform-Experte Munsch betonte, die Werte gäben noch keine Auskunft über die Bonität – also Kreditwürdigkeit – von Unternehmen in den einzelnen Bezirken. „Die Unternehmer müssen sich aber wahrscheinlich von ihren Lieferanten kritische Fragen gefallen lassen“, sagte Munsch. Auch die Gründe für Pleiten sowie der entstandene Schaden seien nicht Teil der Studie gewesen. Allerdings sei die Förderpolitik in einigen Bezirken seltsam, sagte Christian Wolfram, Geschäftsführer von Creditreform in Berlin. „Bei manchen Gründungen, die wir sehen, sind wir uns schon sicher, dass wir die nächstes Jahr in der Statistik haben.“

Doch insgesamt ist der Aufwärtstrend unübersehbar. Im vergangenen Jahr dominierte noch auf der Karte laut Munsch die Farbe rot, jetzt gibt es viele grüne und gelbe – also solidere – Viertel. Und: die Lage hat sich seit 2004, als mehr als 3,6 Prozent der Firmen in die Pleite gingen, von Jahr zu Jahr verbessert. Für 2008 prognostiziert Creditreform eine Quote von 2,5 Prozent, nach 2,52 in diesem Jahr. Der Bundesschnitt wird sich dagegen von 2004 bis 2008 nur um 0,43 Punkte auf 2,08 Prozent verbessert haben.

Die bessere Wirtschaftslage wirkt sich auch bei den Gehältern aus, die in Berlin im produzierenden Gewerbe, Handel und der Finanzbranche gezahlt werden. Laut neuen Berechnungen des Statistischen Landesamts erhielt dort ein abhängig Beschäftigter in Berlin im vergangenen Jahr durchschnittlich brutto 46 819 Euro. Das ist ein Plus von 2,2 Prozent – etwas mehr als die Inflation von zwei Prozent.

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