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Fahrgäste können Mietwagen auf der Mobilitätsplattform Freenow bald nicht mehr buchen. Das Unternehmen, das unter dem Namen Mytaxi ursprünglich nur Taxis vermittelte, hat den Mietwagen-Service 2019 gestartet.

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Steuerbetrug auf Mobilitäts-Apps in Berlin: Uber-Konkurrent Freenow stellt Geschäft mit Mietwagen ein

Profite mit taxiähnlichem Verkehr kann offenbar nur machen, wer Geld am Fiskus vorbeischummelt. Ein Plattformbetreiber zieht nun die Konsequenz.

Von Benedikt Schmidt

Über die App von Freenow können Nutzer bald keine Mietwagen mehr in Berlin und anderen deutschen Städten buchen. Das hat der Präsident der Mobilitätsplattform, Alexander Mönch, in einem Bericht der „Berliner Zeitung“ angekündigt.

Er zieht damit die Konsequenz aus einem großen Betrugsskandal: Recherchen des Tagesspiegels legen nahe, dass viele Mietwagenfirmen, die Fahrten auf Uber und Co. anbieten, die Taxikonkurrenz offenbar nur dauerhaft unterbieten können, wenn sie Steuern hinterziehen oder Arbeitsvorschriften missachten. Dies deckt sich mit Mönchs eigener Rechnung: „Wir werden deshalb nicht mehr in das Mietwagengeschäft investieren und es schleichend auslaufen lassen“, sagte er dem Tagesspiegel.

Wer sich ein Uber oder Bolt per App bestellt, bezahlt oft weniger als in einem Taxi. Denn Algorithmen legen den Fahrpreis flexibel fest – im Gegensatz zum Taxigewerbe, das Mindestpreise und einen Kilometertarif anbieten muss, sich demnächst aber zumindest in einem Tarifkorridor bewegen darf.

Anders als in anderen Ländern vermitteln Plattformen wie Uber und Bolt in Deutschland nicht Aufträge an Soloselbstständige mit eigenem Auto, sondern an Mietwagenfirmen, die Fahrer beschäftigen. Für jede vermittelte Fahrt berechnen die Plattformen den Unternehmen eine Provision.

Alexander Mönch ist Präsident des Fahrdienstleisters Freenow.
Alexander Mönch ist Präsident des Fahrdienstleisters Freenow.

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Uber, Bliq und Bolt, die drei Wettbewerber von Freenow in Berlin, rechnen anders als Mönch: Ihnen zufolge lohnt sich das Geschäft der Mietwagenfirmen unter bestimmten Bedingungen. Sie argumentieren, dass diese mehr Touren pro Stunde führen als Taxis, aufgrund der höheren Auslastung günstigere Preise verlangen und so trotzdem kostendeckend wirtschaften könnten.

Datenabgleich mit Behörde

Branchenintern ist schon länger bekannt, dass sich Freenow aus dem Geschäft mit der Vermittlung von Mietwagen zurückziehen möchte. Mönch spricht seit Monaten offen über Missstände in der eigenen Branche. Unter anderem darüber, dass es neben den rund 700 offiziell registrierten Firmen, von denen anscheinend viele systematisch Steuerhinterziehung betreiben, wohl bis zu 2000 illegale, nicht-registrierte Autos in der Stadt gibt.

Um die nicht-registrierten Fahrzeuge in der Hauptstadt aus dem Verkehr zu ziehen, mussten die Plattformen Dokumente und Daten mit Stichtag 1. April der Berliner Aufsichtsbehörde Labo vorlegen, die Auswertung soll bis Mitte des Monats abgeschlossen sein. Während Bolt und der Generalunternehmer für Uber illegal operierenden Firmen mutmaßlich Schlupflöcher geboten hatten, um dem Datenabgleich zu entgehen, schloss Mönch dies stets aus.

Freenow wurde 2009 unter dem Namen Mytaxi als reine Taxi-Vermittlungsapp gegründet. 2019 startete Freenow mit dem Mietwagen-Service. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg ist ein Joint Venture der BMW Group und Mercedes-Benz.

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