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Berlin: Berlins Bankräuber haben Umsatzeinbrüche

Polizei: Mehr Überfälle, weil die Beute immer geringer wird

„Bankraub – das ist ein aussterbendes Gewerbe!“ Das sagt Kriminaloberrat Manfred Schmandra. Dabei ist die Zahl der Bank und Postüberfälle in diesem Jahr deutlich gestiegen. 51 Überfälle gab es bisher. Im Vorjahr waren es nur 28 solcher Taten. Das war laut Schmandra der „absolute Tiefstand bisher“ – und nicht recht erklärlich. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. So wird unter anderem vermutet, dass die Bankräuber sich letztes Jahr wegen der bevorstehenden Euro-Einführung zurückhielten, weil sie sonst die geraubte D-Mark hätten waschen müssen. Die Entdeckungsgefahr wäre sehr groß gewesen.

Diese These mag Laien spontan einleuchten, Schmandra hält sie allerdings für aus der Luft gegriffen. Möglicherweise schrecken auch die Sicherheitsvorkehrungen, die die Banken getroffen haben, potenzielle Räuber ab. Die Zeiten, in denen das Bargeld griffbereit in den Scheinfächern an den Schaltern lagen, sind vorbei. Banken verwahren die großen Summen in Tresoren mit Zeitschlössern. Die Kassierer haben nur noch geringe Summen zur sofortigen Auszahlung. Mehr als 2500 bis 3000 Euro in bar liegen selten offen herum. Die Täter, die zu Jahresbeginn bei weitgehend ungesicherten Geldinstituten jeweils weit über eine Million Euro erbeuteten, hatten Glückstreffer. Jetzt sitzen sie, die Beute wurde sichergestellt.

„Die Beute wird immer kleiner“, stellt Schmandra fest. Möglicherweise ist das auch ein Grund, warum die Zahl der Banküberfälle dieses Jahr so deutlich gestiegen ist. Weniger Beute zwingt die Täter, häufiger Straftaten zu begehen: „Es gibt wenig Gelegenheitstäter. Dafür stellen wir viele Mehrfachtäter fest, die oft kleine Raubserien begehen“, sagte Schmandra. Dennoch, die absolute Hoch-Zeit der Banküberfälle ist vorbei. Die wurde unmittelbar nach der Wende bis Mitte der 90er Jahre registriert. Damals gab es deutlich über 100 Taten pro Jahr.

Das Täterprofil hat sich auch verändert. Den professionellen Bankräuber gibt es kaum noch. Dafür sind es nicht selten Jugendliche, die sich verschuldet haben. Um die Handy-Rechnung bezahlen zu können, „machen sie eine Bank“. Es sind Drogenabhängige, die Geld für Stoff brauchen, es sind die gescheiterten Existenzen und die Arbeitslosen, die sich durch einen Bankraub einen Weg aus ihrer finanziellen Verzweiflung erhoffen. Lebensalter: vom Jung-Erwachsenen bis zum Mittfünfziger. Die meisten freuen sich nicht lange an ihrem unredlichen Reichtum. 20 der in diesem Jahr begangenen Überfälle sind schon geklärt. Unter den Festgenommenen sind auch mehrere, die Taten aus den Vorjahren gestanden haben.

Für die geringe Beute, auf die die Täter hoffen können, sind die vom Gesetz vorgesehenen Strafen drastisch: zwischen drei und fünf Jahren liegt die Mindeststrafe. Außerdem wird das Risiko, gefasst zu werden, für Bankräuber immer größer. Die Technik bietet der Polizei immer mehr und bessere Möglichkeiten, die Täter zu identifizieren. Das werden sich Bankräuber künftig vermutlich auch überlegen, hofft Schmandra. Daher rechnet er damit, dass in Verbindung mit den steigenden Sicherheitsvorkehrungen in den Geldinstituten das klassische Delikt des Banküberfalls irgendwann so selten wird wie es heute der Schränker ist. Der typische Bankräuber von einst drang nämlich nachts in die Bank ein, schweißte den Tresor auf und verschwand mit dessen Inhalt. weso

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