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Berlin: Berlins Busfahrer: Täglich achtmal um die Erde

Achtmal um die Erde - jeden Tag legen die Busse der BVG diese Strecke insgesamt auf Berlins Straßen zurück. Was sind das für Menschen, die da hinter dem Steuer sitzen?

Von David Ensikat

Achtmal um die Erde - jeden Tag legen die Busse der BVG diese Strecke insgesamt auf Berlins Straßen zurück. Was sind das für Menschen, die da hinter dem Steuer sitzen? Was bewegt sie, wenn Sie uns bewegen? Der Tagesspiegel ist mitgefahren bei Berlins Bus-Kapitänen. In unserer neuen Serie stellen wir Ihnen ab heute täglich einen von ihnen vor.

Rüdiger Chladek (42) hatte es schon mal ruhiger, viel, viel ruhiger. Er kommt aus Thüringen und hat seine ersten Berufsjahre als Fahrer eines Überlandbusses verbracht. Der fuhr über die Dörfer, und der Busfahrer kannte die meisten seiner Fahrgäste persönlich. Zum Beispiel den Müller. Der kam manchmal zu spät. Aber weil Chladek wusste, dass er zur Arbeit musste, hat er die paar Minuten auf ihn gewartet. Wenn Müller Urlaub hatte, sagte er es vorher; dann musste Chladek nicht umsonst auf ihn warten.

Im 100er Bus in Berlin - da fährt der heute 42-Jährige mittlerweile - ist das etwas anders. Hier ist die Fahrerei ein Stressjob. Immer mehr Touristen kommen in die Stadt. Die Busse auf der Touristenlinie reichen selten. Chladek hat eine ziemlich konkrete Vorstellung von seinem Wunschfahrgast: "Fünfzig mal fünfzig mal fünfzig Zentimeter, gut stapelbar."

Den Fahrplan einzuhalten - das ist bei dem Verkehr kaum möglich. "Man fährt eigentlich immer der Zeit hinterher", sagt Chladek. Da sind nicht nur die Staus und die zugestellten Busspuren - in letzter Zeit ist es auch die Politik, ganz direkt, die es dem Fahrer schwer macht, pünktlich zu sein: "Eine Demonstration nach der anderen. Früher gab es sowas nur zweimal im Jahr. Am 1. Mai und am 3. Oktober."

Lange ist es auch her, Chladek fuhr immerhin schon in Berlin, da stellte ein Fahrgast, der am Alexanderplatz einsteigen wollte, den Busfahrer vor eine eigentlich unlösbare Frage: Darf mein Schaf ohne Maulkorb mitfahren? Ein Hund hätte das nicht gedurft, das stand in der Busfahr-Ordnung. Aber Schafe? Chladek, der Mann vom Lande, deutete die Nichterwähnung gewissermaßen als Fahrerlaubnis für das Wollvieh und nahm Hirte und Tier mit. Es hat niemanden gebissen.

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