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Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD, v.l.n.r.), Kerstin Busch, Geschäftsführerin der Berliner Stadtwerke und Mario Tobias, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin präsentieren die neue Anlage.

© dpa/Christoph Soeder

Berlins größtes Solardach: Stadtwerke und Messe bauen Photovoltaikanlage der Superlative

Die 13 Photovoltaikanlagen verteilen sich auf 20 Messedächern. Die Module sind so groß wie sieben Fußballfelder. Es ist die drittgrößte Anlage Deutschlands.

Von Alix Faßmann

Die Sonne scheint wie bestellt über den Dächern des Messegeländes unterm Funkturm. Mit Berlins größter Photovoltaik-Anlage soll sie zukünftig von 20 Messedächern eingefangen werden und 8,5 Megawatt Strom erzeugen.

Auf den Dächern der Hallen 5 und 6 wurden bereits 3000 Solarmodule im September verbaut, 240 Kilometer Kabel leiten allein auf diesen beiden Dächern den erzeugten Strom in das Netz des Messebetriebs. Aktuell schrauben durchschnittlich 20 Techniker auf Halle 7 an weiteren 1000 Modulen.

„Wir wollen die Installation der fast 20.000 Module auf den Messedächern bis Ende kommenden Jahres schaffen“, sagt Kerstin Busch, Geschäftsführerin der Berliner Stadtwerke. Seit der Vertragsunterzeichnung zwischen den Berliner Stadtwerken und der Messe Berlin Ende 2022 kam der technische Fortschritt dem Projekt zugute. Es wurden nun Module aus China beschafft, die bei gleichen Maßen von 170 mal 113 Zentimeter rund sieben Prozent mehr leisten.

Wir wollen die Installation der fast 20.000 Module auf den Messedächern bis Ende kommenden Jahres schaffen.

Kerstin Busch, Geschäftsführerin der Berliner Stadtwerke

Es ist eine Anlage der Superlative. 13 Photovoltaik-Anlagen verteilen sich auf die 20 Hallen-Dächer. Die Module nehmen auf der Gesamtfläche von 110.000 Quadratmeter rund 50 000 Quadratmeter ein, das sind sieben Fußballfelder. 7,3 GWh-Ökostrom wird die Anlage jährlich erzeugen, soviel verbrauchen etwa 3666 Zwei-Personen-Haushalte im Jahr. Es wird die drittgrößte Anlage dieser Art in Deutschland, Größeres steht nur noch in Bremen und Marl.

CO₂-Fußabdruck um 2900 Tonnen pro Jahr verkleinern

20 bis 25 Prozent seines Jahresverbrauchs an Strom wird die Messe Berlin aus seiner eigenen Solaranlage gewinnen. Wenn an sonnigen Tagen mal ein Überschuss an Strom erzeugt wird, kommt es in das Berliner Stromnetz und versorgt den Rest der Stadt mit Ökostrom. „Hinzu kommt, dass wir damit künftig auch unseren CO₂-Fußabdruck um etwa 2900 Tonnen pro Jahr verkleinern“, erklärt Mario Tobias, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin.

Der Vertrag basiert auf einem Anlagenpachtmodell mit einer Laufzeit von 25 Jahren. Die Berliner Stadtwerke investieren sechs Millionen Euro, die Messe pachtet die Anlage und nutzt den Strom. Neben einer besseren Klimabilanz gab es auch klare wirtschaftliche Gründe für die Messe. „Wir schätzen, dass wir damit jährlich rund eine halbe Million an Stromkosten einsparen“, sagt Frank Bro, Projektleiter der Messe Berlin, der gemeinsam mit seinem Kollegen Tino Hain, Projektleiter von den Stadtwerken, auch die europaweite Ausschreibung für das Projekt begleitet hat.

Gewonnen hat das Münchener Unternehmen „Vodasun“ und damit seinen ersten großen Auftrag in Berlin. „Wir bauen gerade einen Standort in Berlin auf“, erzählt Christoph Glammert, Verkaufsleiter bei Vodasun. Die Solaranlage auf den Messe-Dächern in Nürnberg hat der Betrieb bereits installiert, ist also erfahren mit den Herausforderungen eines Messestandorts. „Wir müssen vor allem die Arbeitszeiten gut mit dem Messeplan abstimmen“, erklärt Glammert. „Denn während in einer Halle die Messe läuft, darf nicht gebaut werden.“ Strukturell herausfordernd bleibt in Glammerts Branche der Fachkräftemangel. Er sei fortlaufend auf der Suche nach guten Solateuren, die auch als Vorabeiter einsatzfähig sind. „Wir arbeiten aber auch mit Teams aus dem europäischen Ausland zusammen“, sagt Glammert.

Bis 2035 will Berlin laut „Masterplan Solarcity“ 25 Prozent seines Stroms aus Solarenergie gewinnen. Ehrgeizige Ziele, weiß Franziska Giffey, Wirtschaftssenatorin (SPD). Bisher sind 3,5 Prozent erreicht. Die Bauprojekte für Solaranlagen in der Stadt müssen rasch voranschreiten, um das Ziel in zwölf Jahren zu erreichen. Das wären zwei Prozent pro Jahr. „Allein mit dieser Mega-Anlage hier hätten wir unser Ziel für das nächste Jahr erreicht“, meint Giffey.

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Ausruhen könne man sich darauf aber nicht. Als Nächstes seien Anlagen auf dem Friedrichstadtpalast sowie an den elf Zukunftsorten wie Tegel oder Siemensstadt im Visier. Die großen Dächer seien dabei zwar entscheidend, aber auch die Solaranlagen-Programme für Eigenheime kämen gut an. „Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres sind 4863 neue Solaranlagen in unserer Stadt ans Netz gegangen“, sagt die Senatorin. „Das ist mehr als im gesamten Jahr zuvor.“

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