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Berlin: Berlins Türken sind nicht in Festlaune

Viele türkische Berliner sehen die Feierlichkeiten mit „gemischten Gefühlen“. So drückt es etwa Nalan Arkat aus.

Viele türkische Berliner sehen die Feierlichkeiten mit „gemischten Gefühlen“. So drückt es etwa Nalan Arkat aus. Die Umweltingenieurin, seit Studienzeiten Berlinerin, ist im Türkischen Bund Berlin-Brandenburg und bei „Bati“ aktiv („Initiative der europäischen Türken in Berlin“). „Die Kanzlerin sagt, das Motto ,Europa gelingt gemeinsam’ richte sich nicht nur an die Mitgliedstaaten, sondern an alle Bürgerinnen und Bürger. Ich kann der Ehrlichkeit dieser Einladung kaum vertrauen.“

Vor 44 Jahren habe der frühere deutsche Außenminister Walter Hallstein, damals EU-Kommissionspräsident, erklärt: „Die Türkei gehört zu Europa“, sagt Arkat. Die Chefin seiner eigenen Partei, der CDU, setze heute aber auf bloße Kooperation. „Bekommt man da nicht das Gefühl, auf den Arm genommen zu werden? Ich schon.“ Faruk Durbin, Charité-Professor, Gründer von „Bati“ und seit 1974 in Deutschland, freut sich zwar über das, was die EU in 50 Jahren erreicht hat, findet aber: „Sie ist aber nicht vollständig, solange die Türkei nicht Mitglied ist.“ Celal Altun, Generalsekretär der Türkischen Gemeinde Berlin, hält die Römischen Verträge für „die wichtigsten in Europa im vergangenen Jahrtausend“. „Wir hoffen, dass wir so schnell wie möglich mitfeiern können.“

Die ZDF-Redakteurin Güner Balci, die jahrelang im Mädchenprojekt MaDonna im Neuköllner Rollbergviertel gearbeitet hat, sagt: „Für die Frauen und Mädchen dort ist Europa eine abstrakte Sache. Sie sehen sich eher als Libanesinnen oder Türkinnen in Deutschland.“ Das habe auch mit der starken Bindung an Stadt und Viertel zu tun. „Für die Türkinnen kommt aber hinzu, dass die Türkei nicht in der EU ist und sie den Eindruck haben, das sei auch nicht erwünscht.“ In diesem Milieu sei das stärker als bei Frauen, die aus ihrem Leben schon etwas gemacht haben. „Das Gefühl, ausgegrenzt zu sein, verstärkt sich bei der EU-Frage.“ade

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