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Wer ist hier der Boss? Bernhard Blaszkiewitz sieht sich nach wie vor als Opfer einer jahrelangen Kampagne.

© dpa

Berlins Zoodirektor hält an seinem Vertrag fest: Rücktritt kommt für Bernhard Blaszkiewitz nicht in Frage

Sein Vertrag wurde nicht verlängert, Juni 2014 ist Schluss. Aber trotz der Schlappe hat sich Zoochef Blaszkiewitz rasch berappelt.

Von Sandra Dassler

Vergangene Woche haben sie ihn fallen lassen. Der Aufsichtsrat hat seinen bis Mitte nächsten Jahres laufenden Vertrag als Direktor für Zoo und Tierpark nicht verlängert, nach Aussagen einiger seiner Mitarbeiter war er am Boden zerstört.

Wenn das stimmt, hat sich Berlins umstrittener Zoochef Bernhard Blaszkiewitz erstaunlich schnell wieder aufgerappelt. Am gestrigen Freitag präsentierte er jedenfalls betont locker den von ihm zum hundertjährigen Bestehen des Zoo-Aquariums herausgegebenen Bildband „Picassofisch und Kompassqualle“.

Dezent gebräunt, mit akkuratem Haarschnitt und hellem Hemd unterm dunklen Jackett plauderte Blaszkiewitz mit den Autoren des wunderschön bebilderten Buches, warb launig für das morgige Festprogramm im Aquarium und dankte dem Verlag Lehmanns Media für die gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. „Es sind ja schließlich nicht alle so einfach wie ich“, meinte er und hatte die Lacher auf seiner Seite.

Die Sprüche von Bernhard Blazkiewitz kamen in der Vergangenheit nicht immer gut an

Dabei waren seine Sprüche in der Vergangenheit nicht immer gut angekommen und eine Ursache für den Rausschmiss. Vor allem aber wird ihm vorgeworfen, die Tiere zwar artgerecht und wissenschaftlich korrekt zu betreuen und zu präsentieren, aber zu wenig für moderne ökologische und freizeitorientierte Konzepte übrig zu haben.

„Dazu stehe ich auch“, sagte Blaszkiewitz nach der gestrigen Buchpräsentation in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel: „Die Leute kommen in den Zoo, um sich Tiere anzusehen, und nicht zum Sackhüpfen.“ Ihm sei es – auch bei der Vermarktung von Eisbär Knut – stets um die Würde der Tiere gegangen.

Zoochef Bernhard Blaszkiewitz wird nicht vorzeitig gehen

Eine vorzeitige Vertragsauflösung, wie sie einige fordern, lehnte der Zoochef zugleich kategorisch ab: „Mein Vertrag geht bis zum 30. Juni 2014“, sagte er: „Ich werde meine Pflicht bis dahin erfüllen.“ Unabhängig davon ist Bernhard Blaszkiewitz, der 1991 Direktor des Tierparks und 2007 auch Zoochef wurde, trotz seiner äußerlichen Gelassenheit von der Entscheidung des Aufsichtsrats zutiefst verletzt. „Das ist schon eine ganz besondere Art von Dankbarkeit, die ich erfahre“, sagt er sarkastisch und erzählt, dass er am 15. Februar 2014, zwei Tage vor seinem 60. Geburtstag, 40 Jahre im Beruf ist. „Am 15. Februar 1974 habe ich hier im Zoo als Tierpflegevolontär begonnen.“

Er studierte, promovierte, ist fachlich unumstritten und genießt großes Ansehen. Mit dem Rauswurf mache sich Berlin wieder einmal lächerlich, kritisieren seine Anhänger. Seine Kritiker hingegen hoffen auf einen „Neuanfang“ für Zoo und Tierpark, einige Mitarbeiter sind froh, dass sie den als cholerisch charakterisierten Chef endlich loswerden.

Der Chef von Zoo und Tierpark Berlin sieht sich als Opfer einer Kampagne

Blaszkiewitz selbst sieht sich nach wie vor als Opfer einer Kampagne. „Alles war gelogen oder aus dem Zusammenhang gerissen“, behauptet er. So solle er gesagt haben, dass nichtchristlichen Mitarbeitern kein Weihnachtsgeld zustehe. In Wirklichkeit habe ein Gewerkschaftsfunktionär auf einer Versammlung angedeutet, dass beschlossene Lohnerhöhungen nur für Gewerkschaftsmitglieder gelten würden. Er habe klargestellt, dass es selbstverständlich für alle Beschäftigten mehr Lohn gebe, und gesagt: „Sonst dürften ja auch nur jene Mitarbeiter Weihnachtsgeld erhalten, die in der Kirche sind.“

Blaszkiewitz kann sich ein Leben ohne Zoo und Tierpark derzeit nicht vorstellen. Was ihm Kraft gebe, sei sein fester Glaube. „In jedem liegt ein Sinn“, sagt er tapfer: „Er hat sich mir lediglich noch nicht erschlossen.“

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