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Betriebsstörung: Kabeldiebe stören Bahnverkehr in Berlin

Ein lebensgefährlicher Kabelklau hat den Berliner Bahnverkehr über zweieinhalb Stunden hinweg unterbrochen. Kupfer-Diebe hatten im Ostberliner Bahnnetz mehr als 30 Meter Erdkabel gestohlen.

Berlin - Aus Sicherheitsgründen konnten zwischen 10.00 Uhr und 12.30 Uhr 44 Züge nicht am «Kabelloch» nahe dem Bahnhof Rummelsburg vorbeifahren. Auf einer der Hauptstrecken Berlins kam es zu Zugstopps, Umleitungen und Verspätungen bis zu 45 Minuten.

Die Erdkabel der Bahn verbinden die Oberleitungsmasten mit dem Boden und wirken wie Blitzableiter. Als Bahn-Mitarbeiter den bizarren Diebstahl am Morgen entdeckten, bremste das Unternehmen die Züge auf der stark befahrenen Strecke aus Sicherheitsgründen sofort aus. Die Regionalexpress-Züge endeten in Erkner, Königs-Wusterhausen oder in Spandau. Fahrgäste mussten auf die langsamere Berliner S-Bahn umsteigen. Sie verfügt über ein eigenes Stromnetz. Die Fernzüge von Hamburg Richtung Leipzig und München nutzen den Bahnhof Zoo als Kopfbahnhof und fuhren Richtung Westen auf einem Umweg ans Ziel - mit bis zu 30 Minuten Verspätung.

Nach Einschätzung der Bundespolizei haben sich die Diebe, von denen es noch keine Spur gibt, nachts mit einem großen Bolzenschneider an den Kupferkabeln neben den Schienen zu schaffen gemacht. Beim laufenden Bahnbetrieb ist das nicht nur eine Straftat. Es ist auch lebensgefährlich. Moderne Züge sind auf dem sanierten Berliner Bahnnetz so leise unterwegs, dass sie kaum zu hören sind. Und durch die Oberleitungen der Bahn fließen 15 000 Volt. «Man muss die Hauptleitung gar nicht berühren, um einen Stromschlag zu bekommen», warnte Bundespolizeisprecher Jörg Kunzendorf.

Was die Kabelklauer antrieb, kann er nur vermuten. Vielleicht war es der Schrottwert des Metalls. Kunzendorf hat nachgeschlagen, dass der Marktpreis für Kupfer zur Zeit bei 400 Euro pro 100 Kilo liegt. Doch so viel dürfte die Beute der Diebe gar nicht wiegen. Es gibt Vermutungen, dass sie ihre mehr als 30 Meter Kabel im nahen Polen zu Geld machen - kaum mit großem Gewinn. Werden die Kabelklauer beim Handeln mit der Beute erwischt, komme zum schweren Diebstahl noch der Straftatbestand der Hehlerei hinzu, sagt Kunzendorf.

Die Bahn hat bereits Strafanzeige gestellt und will von den Dieben darüber Schadenersatz fordern. Die Reparaturkosten kann das Unternehmen noch nicht beziffern. Handfest aber war der Ärger der Fahrgäste über das Umsteigen und die Verspätungen.

In Berlin hat die Bahn bisher vor allem mit Schäden durch Grafitti-Schmierer zu kämpfen. Einen Kabelklau mit derart großen Folgen für den Zugverkehr habe es bisher noch nicht gegeben, berichtet Bahnsprecher Holger Auferkamp. Der Bundespolizei sind vereinzelte Diebstähle bekannt, aber «nichts Bandesmäßiges», sagt Sprecher Kunzendorf.

Im Ruhrgebiet ist das anders. Dort versilbern Metalldiebe scheinbar systematisch Bahnanlagen. 2005 seien neben Drähten und Kabeln sogar Schienen gestohlen worden, teilte die Bundespolizei Ende Dezember in Essen mit und bezifferte den Jahresschaden für die Region auf 70 000 Euro. Die Täter kamen nachts sogar mit Gabelstaplern.

Spektakuläre Buntmetall-Diebstähle häuften sich im vergangenen Jahr auch in Bayern. Nicht immer kamen die Diebe weit mit ihrer Beute: Nach dem Einbruch in eine Metallwarenfabrik im Kreis Bamberg verluden sie 4 Tonnen schwere Stahlplatten auf einen Laster. Auf der Autobahn Richtung Schweinfurt blieb der LKW liegen. (Von Ulrike von Leszczynski, dpa)

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