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Gedenken und Gedenkort für die Stillen Helden von Kleinmachnow. 69 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde eine Gedenkstele eingeweiht.

© Dirk Jordan

Kleinmachnow ehrt Stille Helden: Das Gedenkhaus im Wind

Seit Jahren ist eine Bürgergruppe mit der Evangelischen Kirchengemeinde in Kleinmachnow aktiv, um das Gedenken an die Stillen Helden des Ortes zu bewahren. Mit Stolpersteinen - und nun auch mit einer Gedenkstele. Unser Autor war bei der Einweihung.

Am 8. Mai, 69 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde in Kleinmachnow eine Gedenkstele für ihre Stillen Heldinnen und Helden eingeweiht und der Platz, auf dem die Stele steht, nach Margarete Sommer benannt.

Schon seit Jahren gibt es eine aktive Bürgergruppe im Zusammenhang der dortigen Evangelischen Kirchengemeinde, die sich mit Stolpersteinrecherchen und –verlegungen um die Opfer der NS-Zeit kümmert. Bei dieser Arbeit sind sie auch auf Menschen gestoßen, die dem Druck und Terror der Nazis widerstanden haben und Verfolgten Unterschlupf und Hilfe boten. Ihre Ergebnisse hatten sie 2012 einem kleinen Buch veröffentlicht, das über den Diakon der Gemeinde, Martin Bindemann (bindemann@ev-kirche-kleinmachnow.de ) zu erhalten ist.

Jetzt haben sie ihre Idee umgesetzt, diesen Menschen auch einen Ort des Gedenkens mit einem sichtbaren und anfassbaren Zeichen zu widmen. Ein kleiner Platz an der Ecke Hohe Kiefer/Förster-Funke-Allee wurde gefunden und unter Zustimmung aller Gremien dafür ausgewählt. Die Stele, die einer Haussilhouette nachempfunden wurde, wurde von Kleinmachnower Künstlern geschaffen. In den Fenstern des „Gedenkhauses“ sind im Wind bewegliche Tafeln angebracht, auf denen auf der einen Seite der Name des Stillen Helden und auf der anderen der des Überlebenden steht.

Margarete Sommer (1893 – 1965) lebte seit 1934 zusammen mit ihrer Mutter und Schwester in Kleinmachnow. Sie wurde im Nationalsozialismus zur Stillen Heldin.
Margarete Sommer (1893 – 1965) lebte seit 1934 zusammen mit ihrer Mutter und Schwester in Kleinmachnow. Sie wurde im Nationalsozialismus zur Stillen Heldin.

© Dirk Jordan

Auf einer dieser Tafel steht auf einer Seite Margarete Sommer und auf der anderen Sonja Goldwerth. Margarete Sommer (1893 – 1965) lebte seit 1934 zusammen mit ihrer Mutter und Schwester in Kleinmachnow. Als promovierte Hochschulabsolventin war sie jahrelang als Dozentin im Fürsorgebereich tätig. Durch ihre Weigerung, die Zwangssterilisation gutzuheißen, verlor sie ihre Stellung im Pestalozzi-Fröbel-Haus und übernahm Funktionen beim katholischen Fürsorgeverein.

Ähnlich wie das Büro Grüber entstand das Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin, dessen Leitung sie 1941 übernahm und für viele ein „rettender Engel“ wurde. In Kleinmachnow versteckt sie 1944 in ihrem kleinen Haus für einige Zeit Sonja Goldwerth und vermittelte ihr dann ein anderes Versteck bei den „Schwestern Unserer Lieben Frauen“ im Prenzlauer Berg.

Margarethe Sommer erhielt für ihre Lebensleistungen hohe Würdigungen und Orden. Der Papst zeichnete sie schon 1946 mit dem Orden Pro Eclesia et Pontifice aus, 1953 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz, und 2003 wurde sie postum mit dem Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem geehrt. Nun trägt auch ein Platz in Kleinmachnow ihren Namen. Viele Kleinmachnower aller Generationen nahmen daran teil.

Der Platz und Gedenkort trägt nun den Namen von Dr. Margarete Sommer.
Der Platz und Gedenkort trägt nun den Namen von Dr. Margarete Sommer.

© Dirk Jordan

Dirk Jordan arbeitet in der AG Spurensuche der Kirchengemeinde Schlachtensee, war früher Volksbildungsstadtrat in Kreuzberg und schreibt für den Zehlendorf Blog eine Serie über die "Stillen Helden" im Nationalsozialismus. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Dirk Jordan

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