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In Köpenick ist noch viel Wald in Privatbesitz.

© Wolfgang Kumm / dpa

Ende einer Jagdgenossenschaft im Berliner Südosten: Die Waldfläche war zu klein geworden

Die Jagdgenossenschaft Gosener Wiesen in Treptow-Köpenick, vor 25 Jahren gegründet, wird sich Anfang September auflösen. Das Restgeld wird gespendet.

Von Simone Jacobius

Manchmal kommt es doch auf die Größe an. Das hat zumindest jetzt die Jagdgenossenschaft Gosener Wiesen erfahren.

Vor 25 Jahren wurde sie von privaten Waldbesitzern zwischen Müggelheim und dem brandenburgischen Gosen gegründet, darunter auch etliche Nachfahren der Müggelheimer Gründungsfamilien. Am 4. September löst sich die Genossenschaft auf. Notgedrungen.

Immer mehr Eigentümer haben Wald verkauft

Die Senatsumweltverwaltung hatte der Genossenschaft vor Kurzem mitgeteilt, dass ihre Waldfläche inzwischen unter 150 ha läge. Doch das ist die Mindestgröße, die man in Berlin zur Gründung einer Jagdgenossenschaft haben muss. Passiert ist das, weil immer mehr Grundstücksbesitzer ihren Wald verkauft haben und so keine zusammenhängende Fläche dieser Größe mehr vorhanden ist. Das Land Berlin hat dabei jedes Mal von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht.

150
Hektar ist in Berlin die Mindestgröße für eine Jagdgenossenschaft

Gegründet wurde die Jagdgenossenschaft aufgrund einer Notwendigkeit. Denn private Waldbesitzer sind nach dem Berliner Jagdgesetz zur Pflege ihres Waldstückes verpflichtet. Auch die Jagd gehört dazu. Denn Waldbesitzer sind selbstständig zur Hege ihres Wildbestandes verpflichtet. Da Wildschweine & Co. keine natürlichen Regularien besitzen, sprich keine Feinde, muss der Mensch eingreifen.

Für jedes Jahr werden daher von der Jagdbehörde sogenannte Abschusslisten erstellt, aus denen hervorgeht, um wie viele Tiere der jeweilige Bestand reduziert werden soll. Doch auf die Jagd gehen dürfen nur zugelassene Jäger. Für privaten Waldbesitz übernehmen das die Berliner Forste nicht. Die Alternative wäre eine Fremdverwaltung gewesen. Um das zu vermeiden, wurde die Genossenschaft gegründet.

Durch die Jagd floss Geld aufs Konto

Knapp 100 Mitglieder gehören der Genossenschaft an. Sie alle besitzen unterschiedlich große Waldgrundstücke. „Letztlich war unsere Genossenschaft aber eine Farce. Denn durch die Naturschutzauflagen in dem Gebiet konnten wir den Wald gar nicht wirtschaftlich betreiben – haften aber immer für Schäden. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum immer mehr Flächen verkauft werden“, erläutert Peter Genzler, Vorsitzender der Genossenschaft. Der Genossenschaft blieb nur, Jäger zu beschäftigen und das gejagte Wild zu verkaufen. Der Erlös wurde aufs Genossenschaftskonto eingezahlt.

Letztlich war unsere Genossenschaft aber eine Farce

Peter Genzler, Vorsitzender der Genossenschaft.

Teilweise spendeten sie auch das Wildbret für ehrenamtliches Engagement, wie Feste des Heimatvereins oder ähnliches. „Im Laufe der Jahre wurden die Einnahmen aber immer geringer. Ich weiß nicht, ob die Zahl des Wildes zurückgeht. Aber die Schweinepest spielt bestimmt auch eine Rolle beim Kaufverhalten der Menschen“, sagt der Vorsitzende.

Jugendfeuerwehren freuen sich über Spende

Noch ist jedenfalls Geld auf dem Konto. Da das nun auch aufgelöst werden muss, wird das Geld gespendet. Jeweils 1500 Euro gehen jetzt an die Jugendfeuerwehren in Müggelheim und Gosen. „Das ist der Nachwuchs, der mal unsere Wälder vor Bränden schützen soll“, so Peter Genzler.

Da Müggelheim vom Wald eingeschlossen ist, ist eine rasche Brandbekämpfung lebenswichtig. Genzler ist froh, dass alle Waldbesitzer einverstanden waren, die Jugendfeuerwehren zu unterstützen. Und die freuen sich schon. Am 4. September, dem letzten Tag der Genossenschaft, soll das Geld offiziell übergeben werden – zünftig im Rahmen einer letzten Sauvesper in der Scheune eines der alten Gehöfte rings um den Müggelheimer Dorfanger.

Dieser Text ist aus dem am Montag erschienenen kostenlosen Bezirksnewsletter aus TREPTOW-KÖPENICK. Weitere Themen, über die Simone Jacobius berichtet:

  • BER-Schallschutz kommt nicht voran. Gerade erst zehn Prozent der Haushalte im Tagschutzgebiet sind versorgt
  • Müggelheimer Dorfanger hat drei neue Infotafeln, mit denen alte Gehöfte gekennzeichnet werden
  • Familie Genzler gehört mit zu den ersten Einwohnern Müggelheims. Ein Gespräch mit ihm über Tradition und Veränderung
  • Neue Staustelle am Adlergestell
  • Busspur auf der Müggelheimer Straße sorgt für Stau und viel Ärger

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