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... in das Containerdorf in der Alfred-Randt-Straße in Berlin-Köpenick eingezogen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Flüchtlingsheim in Köpenick: Erstes Containerdorf Berlins wird im Sommer aufgelöst

Die Unterkunft an der Alfred-Randt-Straße existiert seit zehn Jahren. Damit ist der Zenit überschritten, etwa 370 Menschen müssen umgesiedelt werden.

Von Simone Jacobius

Die Bewohner befürchten, dass die Tage der Gemeinschaftsunterkunft Alfred-Randt-Straße gezählt sind. Aus dem Bezirksamt wird das bestätigt. Mitte des Jahres soll die Einrichtung nach zehn Jahren geschlossen werden. 367 Menschen, in erster Linie Ukrainer, sollen dann auf andere Einrichtungen verteilt werden.

Darunter sind auch 88 Kinder, von denen 58 eine der Schulen im Bezirk besuchen., die meisten Grundschüler die benachbarte Müggelschlößchen-Schule.

Maximale Nutzungsdauer erreicht

Die Container-Unterkunft in der Alfred-Randt-Straße ging Ende 2014 als erstes sogenanntes „Containerdorf“ in Berlin an den Start. Die baurechtliche Laufzeit der Gemeinschaftsunterkunft wurde seit Beginn mindestens zweimal verlängert. Dennoch sagt man diesen Provisorien nur eine maximal zehnjährige Nutzbarkeit nach, wie Gregor Postler, Beauftragter für Partizipation und Integration des Bezirks, mitteilt.

Aufgrund der Verschleißerscheinungen der Unterkunft, der maximal angelegten Nutzungsdauer und der langfristigen bezirklichen Planungen folgt die Schließung den bisherigen Abstimmungen. Die entstandenen Verschleißerscheinungen, auch hygienische Mängel, seien aber nicht vordergründig für die Schließung.

Reger Betreiberwechsel

Seit vergangenem Jahr wird die Unterkunft von der Tamaja Soziale Unternehmen GmbH betrieben. Am Anfang war es für lange Zeit der Internationale Bund (IB), dann kurzzeitig die DRK Müggelspree. Tamaja verwies auf das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) für eine Stellungnahme. Und das LAF teilte mit, die Schließung passiere auf Wunsch des Bezirks, der dort ein Bauvorhaben umsetzen möchte – eine Sportanlage für die sanierte Müggelschlößchen-Schule.

Schließung im Juli oder August

Das LAF wird „die Unterkunft im Sommer, d.h. Juli oder August, schließen und im Herbst an die BIM übergeben, um die Container abbauen zu lassen“, teilt LAF-Sprecher Sascha Langenbach mit. Die dort untergebrachten Menschen sollen in anderen Unterkünften im Bezirk oder in Nachbarbezirken untergebracht werden. Bei der Auswahl der Plätze ist die Belegungssteuerung im Austausch mit dem Betreiber, um insbesondere Schul- und Kita-Plätze erhalten zu können, ergänzt Langenbach.

Auch Gregor Postler setzt auf die Kompetenz des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF). „An erster Stelle versucht man über die Belegungssteuerung Plätze in den nächstgelegenen Unterkünften zu bekommen. Leider klappt das nicht immer”, erläutert er.

Alternativen im Bezirk sind beispielsweise die Gemeinschaftsunterkunft (GU) an der Salvador-Allende-Straße und die GU an der Radickestraße. „Die ggf. vorhandenen Kapazitäten werden nur für einen Teil der Menschen aus der Alfred-Randt-Straße reichen. Daher wird man den Umkreis ausweiten müssen”, so Postler.

3386
Geflüchtete finden derzeit Platz in Treptow-Köpenick

Die LAF-Vertragsunterkünfte in Treptow-Köpenick bieten zurzeit Platz für insgesamt 3386 Personen – davon 695 in den drei Aufnahmeeinrichtungen und 2691 in den elf Gemeinschaftsunterkünften. Der Wohnungsmarkt ist bekanntermaßen schwierig in Berlin, sodass es für die Bewohner derzeit fast unmöglich ist, eine eigene Wohnung zu finden.

Kinder sind besonders betroffen

Am schwierigsten wird die Situation für die Kinder, die aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen werden – wieder einmal. Auch wenn Stadtrat Brauchmann bekräftigt, dass alle Kinder auch nach einem Umzug ihre alte Schule weiterbesuchen können, hängt das letztlich vom Schulweg und ihrem Alter ab. Außerdem fällt die Schließung der GU womöglich noch ins Schuljahr. Denn das endet erst Mitte Juli. Will man das den Kindern wirklich zumuten?

Auch in der letzten BVV war das Problem ein Thema. Schulstadtrat Marco Brauchmann (CDU) sagte allerdings, dass die Schließung und der Zeitpunkt der Gemeinschaftsunterkunft nicht in seiner Hoheit läge. „Ein genauer Schließungstermin ist dem Bezirksamt nach wie vor nicht bekannt.“ Dennoch würde das Schulamt auch die Elternwünsche bei einem Schulwechsel berücksichtigen. „Wenn ich richtig informiert bin, gehen Familien nach Tempelhof-Schöneberg“, sagt Brauchmann.

Das LAF dagegen spricht davon, dass eher für Alleinreisende oder Pärchen ein Umzug in einen anderen Bezirk nicht ausgeschlossen werden könne. „Bei der Auswahl der Plätze ist die Belegungssteuerung im Austausch mit dem Betreiber, um insbesondere Schul- und Kita-Plätze erhalten zu können“, ergänzt Langenbach. Auch im Abgeordnetenhaus hat der CDU-Abgeordnete Martin Sattelkau zu dem Thema eine Anfrage gestellt. Die Antwort steht noch aus.

Bezirk hat genügend Sprachkurse, aber nicht alle erfüllen Bedingungen

Der Bezirk hat derzeit 25 Willkommens- und fünf Alphabetisierungsklassen. Auch für die Erwachsenen gäbe es genügend Sprachangebote, erläutert Brauchmann. Allerdings seien dafür bestimmte Voraussetzungen erforderlich. So dürfen daran ausschließlich Geflüchtete teilnehmen, die das 16. Lebensjahr vollendet haben, keiner Schulpflicht unterliegen, in Berlin gemeldet sind und zum Zeitpunkt des Kursantritts keinen Anspruch nach den jeweils geltenden Regularien des BAMF auf reguläre, kostenlose Deutschkurse haben, heißt es in der aktuellen Verwaltungsvereinbarung. Für diese Zielgruppe bietet die Volkshochschule Kurse in den Levels A1 bis B2 an.

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