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Selbst gebaut. Martin Gropius hat seine eigene Grabanlage noch entworfen – für seine erste Ehefrau.

© Sven Darmer/Davids

Berlin-Kreuzberg: Martin Gropius ist wieder da

Sechs Monate lang wurde die Grabanlage von Martin Gropius restauriert. Nun ist das Ehrenmal auf dem Kreuzberger Dreifaltigkeitsfriedhof II wieder zugänglich. Zur Einweihung kam auch ein Urenkel des großen Berliner Architekten.

Die Sandsteinsäulen sind immer noch dunkelgrau. „Wir haben hier nur sehr zurückhaltend saniert“, sagt Landeskonservator Jörg Haspel. „Nicht überkandidelt.“ Die Restauratoren haben die Grabstätte fast so hinterlassen, als hätten sie sie gar nicht angefasst. Aber das war ja auch Sinn der Sache: Die Besucher sollten weiterhin wahrnehmen, dass das Grab alt ist, sagt Haspel. In dieser Grabstätte auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof in Kreuzberg liegt der Architekt Martin Gropius begraben, zusammen mit seiner ersten und seiner zweiten Frau sowie seiner fünften Tochter. Anlässlich des 190. Geburtstags von Gropius wurde das Grab jetzt denkmalgerecht saniert.

Der Name Gropius hat Berlin geprägt. Von 1824 bis 1880 lebte und wirkte der Architekt hier, entwarf zahlreiche Gebäude, vor allem Kliniken und Krankenhäuser, klassizistische Bauweise im Stil der Schinkelbauschule. Martin Gropius war ein wichtiger Verfechter der Backsteinkunst. Unter anderem entwarf er das Krankenhaus im Friedrichshain, eines der ersten Krankenhäuser, das in Deutschland im Pavillonstil erbaut wurde.

Gropius, sagt Jürgen Quandt vom „Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte“, dieser Name ziehe sich irgendwie durch sein Leben. Das Gropiusgrab liegt auf einem der Friedhöfe, die er jetzt als Geschäftsführer des Friedhofsträgers verwaltet. Seine Laufbahn als Pfarrer hat er in Gropiusstadt begonnen. Den Ortsteil Neuköllns hat Walter Gropius geplant, er ist der Begründer des Bauhausstils und Großneffe von Martin Gropius. Und natürlich Ausstellungsbesuche im Martin-Gropius-Bau. Jetzt steht Quandt am Grab des Architekten, spricht von der irdischen Vergänglichkeit und freut sich, dass mit der Restaurierung etwas erhalten werden konnte, das verloren zu gehen drohte.

Eine Grabstätte mit offenem Raumkonzept

1864 wurde die Grabstätte an der Ostmauer des Friedhofs in der Bergmannstraße errichtet – für Gropius’ erste Frau. Martin Gropius selbst hatte die Ruhestätte entworfen. „Sie besteht aus unverwüstlichem preußischem Klinker und zartem Nebra-Sandstein“, erklärt Architekt Arnold Körte, ein Großcousin von Martin Gropius. Das Grab gleiche einem „Luftschloss“. Auf die geklinkerte Brüstung stützt sich eine Pergola, ein Gestell aus Säulen und Stangen, das nur Luft einschließt. Die Pergola hat kein festes Dach. „Gropius wollte, dass es reinregnet“, sagt Körte. Ursprünglich war die Konzeption zu allen Seiten offen. Auf dem Kreuzberger Friedhof kommt das allerdings nicht mehr zur Geltung. Die Grabstätte wurde 1883 nach Osten durch ein Relief und 1899 nach Norden durch ein Mausoleum geschlossen. Verstädtert worden sei die Grabstätte, sagt Körte.

Die Sanierung hat 30 000 Euro gekostet. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Müller-Klein-Rogge-Stiftung, der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und das Landesdenkmalamt gaben die Mittel, so dass fünf Handwerker ein halbes Jahr lang arbeiten konnten. Sie ersetzten verwitterte Backsteine, putzten die Sandsteinsäulen mit Wurzelbürsten und installierten über der Öffnung der Grabstätte ein Glasdach, um Regen abzuleiten. Auch die Reliefplatte haben sie aufgearbeitet.

Und noch ein weiterer Nachfahr stand am Donnerstag am Grab. Wolfgang von Aups-Aubert, ein Urenkel von Martin Gropius, zeigt sich froh und dankbar, dass das denkmalgeschützte Grab nun wiederhergestellt ist – auch, wenn der 80-Jährige seinen Urgroßvater gar nicht mehr selbst kennengelernt hat.

Milena Menzemer

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