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Guerilla-Protest im Jobcenter Kreuzberg: Wilde Tiere gegen Hartz IV

Als Tiere verkleidete Demonstranten sind am Montag ins Jobcenter in der Rudi-Dutschke-Straße gestürmt. Sie wollten gegen die Hartz-IV-Politik protestieren. Doch Tiere sind dort per Hausordnung verboten.

Der Angestellte des Sicherheitsdienstes konnte kaum „Stopp“ sagen, da war der Leopard schon ins Wartezimmer gelaufen. Ihm folgte ein Zebra mit langen Ohren. Diese zwei „Tiere“ stürmten am heutigen Montagmorgen um 9.40 Uhr ins Jobcenter in der Rudi-Dutschke-Straße in Kreuzberg - dabei stand auf dem Plakat mit der Hausordnung im Flur doch ganz klar: „Das Mitbringen von Tieren ist streng verboten, ausgenommen sind Blindenhunde.“ Vor dem Jobcenter scharten sich noch zwölf andere Tiere, darunter ein rosa Hase, ein Storch, ein Faultier und ein Panda.

Die Aktion war ein Protest von ehemaligen und aktuellen Hartz-IV-Beziehern, die sich der linken Gruppierung "andere Zustände ermöglichen" zurechnen. Nach eigener Aussage wollten sie damit gegen die Praxis der Jobcenter sowie gegen die Hartz-IV-Politik der Bundesregierung protestieren.

Mit Flyern forderten sie die Hartz-IV-Empfänger auf, sich zu organisieren und sich gegen „staatlichen Zwang zur Ausbeutung“ zu wehren. Mit der Aktion habe man die anderen Hartz-IV-Bezieher ermutigen wollen, sich mehr Hilfe bei Amtsgängen zu holen, aber auch zum Schmunzeln bringen wollen, sagte eine an der Aktion beteiligte Frau, die anonym bleiben möchte. Der Angestellte des Sicherheitsdienstes aber, dem der Leopard zunächst entwischt war, fand die Aktion gar nicht lustig. „Der Protest war unangemeldet, zudem wurde hier Propaganda verteilt“, ärgerte er sich. So kam es denn auch, dass die Tierparade so schnell wieder verschwand, wie sie gekommen war: Nach wenigen Minuten hatten der Sicherheitsdienst die Situation wieder unter Kontrolle, die Kostümierten wurden hinausgedrängt.

Proteste vor und im Jobcenter in der Rudi-Dutschke-Straße hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben: Zuletzt war dort es im Dezember letzten Jahres zu lautstarken Auseinandersetzungen gekommen, nachdem die Erwerbslose Christel T. darauf bestanden hatte, mehr als eine Person als Beistand mit ins Büro ihres Sachbearbeiters zu nehmen. Das Jobcenter hatte die Polizei gerufen. Christel T. hatte daraufhin unter anderem im Januar mit Gleichgesinnten zusammen vor dem Gebäude demonstriert. Ob sie auch am heutigen Protest in Tierkostümen beteiligt war, ist nicht bekannt.

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