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Pankow sieht sich als Vorreiter der Berliner "Willkommenskultur".

© imago/Markus Heine

Integrationsbeauftragte zieht Bilanz der Flüchtlingskrise: Pankower schaffen es

Katarina Niewiedzial kann sich inzwischen auch wieder um Themen jenseits des Flüchtlingsmanagements kümmern. Ohne ehrenamtliche Helfer und engagierte Partner hätte sie die Krise kaum bewältigen können.

Die akute Zeit des Krisenmanagements ist vorbei. Die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen in Pankow nimmt zwar noch immer einen großen Raum in ihrem Arbeitsalltag ein, doch Katarina Niewiedzial, die Integrationsbeauftragte des Bezirks, kann sich inzwischen auch wieder anderen wichtigen Dingen widmen. „Die Frage des Miteinanders ist ja mit langfristigen, strukturellen Aufgaben verbunden“, erklärt sie. Denn neben Flüchtlingen leben in Pankow inzwischen viele Zuwanderer, die ganz gezielt in den Berliner Norden gezogen sind und sich als Bürger hier zu Hause fühlen.

Die Integration der nunmehr rund 3300 Flüchtlinge in Pankow muss dennoch bewältigt werden. 1100 von ihnen leben noch immer in Turnhallen, ein Drittel davon sind Kinder und Jugendliche. Niewiedzial ist stolz, dass die meisten schulpflichtigen Kinder immerhin schon zur Schule gehen können. „Ich glaube, wir haben das hier ganz gut hinbekommen“, sagt sie. Mit „wir“ meint sie allerdings nicht nur die Verwaltung, sondern auch Schul- und Kitaleiter und vor allem die ehrenamtlichen Helfer. „Meine Erfahrung ist: Es kommt auf die Menschen an. Wenn man engagierte Partner hat, kann man unglaublich viel bewegen.“

Niewiedzial hat im vergangenen Jahr viele Bürger in Pankow kennengelernt, die mit großem persönlichen Einsatz in der Flüchtlingshilfe aktiv sind. An allen Standorten der Pankower Flüchtlingsunterkünfte gibt es Unterstützerkreise. „Natürlich macht sich unter den Helfern der ersten Stunde inzwischen auch Erschöpfung breit, aber es kommen immer noch neue Mitstreiter hinzu“, so die Integrationsbeauftragte. Auch für die noch geplanten Unterkünfte gebe es teilweise schon Helfergruppen, berichtet sie.

Neue Unterkünfte für die Flüchtlinge in den Trunhallen

Insgesamt neun zusätzliche Container- und Fertigbauunterkünfte sollen im Laufe des Sommers  in Pankow entstehen. Dort sollen vor allem die Flüchtlinge aus den Turnhallen unterkommen. Die endgültigen Standorte stehen allerdings noch immer nicht genau fest. Bezirk und Senat verhandeln derzeit noch.

Die Integrationsbeauftragte hat seit der Krise eine Koordinatorin für Flüchtlinge zur Seite gestellt bekommen. Sie hält Kontakt zu den Unterkünften und den Unterstützernetzwerken. Regelmäßig gibt es Informations- und Beratungsrunden. Die meisten Nachbarn der Unterkünfte haben sich offenbar mit der Situation arrangiert. Auch in Buch, wo es im vergangenen Jahr zunächst Proteste gegen die dort errichtete Containerunterkunft gab, ist es ruhig geworden. Doch Niewiedzial berichtet auch von konkreten Beschwerden und Sorgen, wie das Zusammenleben auf Dauer funktionieren soll. Offene Fremdenfeindlichkeit ist eher selten in Pankow. „Aber auch sie gibt es.“

„Jetzt bewegen wir uns mit großen Schritten in Richtung Integration“, sagt sie. Nur wenige Flüchtlinge haben eine qualifizierte Ausbildung, aber die meisten sind noch jung genug, um einen Beruf zu erlernen. „Hier könnten wir auf Konzepte zurückgreifen, die in den 1990er Jahren für Spätaussiedler entwickelt wurden“, erklärt Niewiedzial. Sie selbst hat in Pankow bereits eine Jobbörse organisiert. Das Interesse war groß – bei Flüchtlingen wie Unternehmen. „Das hat Mut gemacht.“

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