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Berlin: Bezirksreform: Fast wie Brüderchen und Schwesterchen

Berlin nimmt ab. Kann eine Millionenstadt schlanker werden?

Berlin nimmt ab. Kann eine Millionenstadt schlanker werden? Doch, denn am 1. Januar trat die Bezirksfusion in Kraft, und damit sinkt die Zahl der Bezirke durch Fusionen von 23 auf 12. Dies gehört zum Kern der Verwaltungsreform, mit der die Stadt viel Geld sparen will. Jeder dieser 12 Bezirke hat etwa 300 000 Einwohner - so viel wie eine mittlere Großstadt. In unserer Serie stellen wir die zwölf Bezirke der Reihe nach vor. Zudem machen wir Vorschläge, wie die riesigen Verwaltungseinheiten übersichtlich in Ortsteile gegliedert werden können.

Marzahn-Hellersdorf. Mit der Fusion kam zusammen, was schon einmal zusammengehört hatte: Denn erst 1986 wurde der Bezirk Hellersdorf gegründet. Vorher zählte er zum 1979 gebildeten Marzahn, und davor waren beide Teile des Bezirks Lichtenberg. Der neue Riese im Osten der Stadt besteht aus fünf Ortsteilen: Marzahn, Hellersdorf, Biesdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf. Mehr als die Hälfte der Fläche zählt zum Siedlungsgebiet, das mit Ein- und Zweifamilienhäusern bebaut ist. Aber etwa zwei Drittel der insgesamt 261 966 Einwohner leben in den Großsiedlungen, die von Plattenbauten geprägt sind.

Die industriell gefertigten Häuser wurden auf ehemaligen Rieselfeldern von 1979 bis Ende der 80er Jahre errichtet. Am Ende waren es mehr als 100 000 Wohnungen. Der Bezirk verfügt damit über das größte zusammenhängende Neubaugebiet Europas. Aber noch heute ist der Ursprung des einstigen Angerdorfes Marzahn zu erkennen. Historische Bauernhäuser schmiegen sich um die 129 Jahre alte Dorfkirche in Alt-Marzahn. Rund 60 Häuser gehören zum denkmalgeschützten Dorfensemble. Dort gibt es keinen Durchgangsverkehr, und man kann dörfliches Leben hautnah beobachten oder Kultur in alten Gemäuern genießen. Es ist eine Oase zwischen den Plattenbauten, die auf Beschluss der DDR-Regierung mit dem neuen Marzahn verbunden wurde.

Im Gegensatz dazu macht der Ursprung Hellersdorfs, das Gut Hellersdorf, einen verwahrlosten Eindruck. Auf dem Gelände zwischen Gothaer Straße und Alt-Hellersdorf stehen noch einige alte Bauten, doch die Zukunft ist unklar. Auch eine Ausschreibung im Internet blieb ergebnislos. Ein finanzstarker Investor lässt auf sich warten. Nur ein paar Gewerbetreibende nutzen die denkmalgeschützten Häuser.

Als sicher gilt, dass das historische Marzahn älter als Hellersdorf ist. Es wurde erstmals 1300 in einer Urkunde, die dem Nonnenkloster Friedland den Besitz von drei Hufen Land im Dorfe "Morczane" bestätigt, erwähnt. Hellersdorf tauchte erst 75 Jahre später im Landbuch Kaiser Karls IV. auf. Darin bezeichnete man den Ort als "Helwichstorpp". Der Name des neuen Großbezirks lässt sich demnach auch geschichtlich begründen. Was viele Außenstehende überrascht, das soziale Gefüge in den Großsiedlungen Marzahn und Hellersdorf gilt, trotz des Wegzugs Besserverdienender, als intakt. Beim Nettohaushaltseinkommen liegen sogar beide Bezirke deutlich über dem Berliner Durchschnitt von 2850 Mark: Hellersdorf 3200 Mark, Marzahn 3100 Mark.

Steffi Bey

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