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Berlin: Bier her!

Von Andreas Conrad Johlen sie das eigentlich noch immer beim Ausscheiden aus der Bundeswehr? „Reservisten, wo seid ihr?

Von Andreas Conrad

Johlen sie das eigentlich noch immer beim Ausscheiden aus der Bundeswehr? „Reservisten, wo seid ihr? Hiiiier. Und was trinkt ihr? Biiiier. Warum kein Sekt? Weil’s nicht schmeckt.“ Manchem gerät eine so frühe Prägung zur Lebensentscheidung, Bier gilt ihm künftig als ganz besonderer Saft, mit dem kein Perlwein es aufzunehmen vermag. Gestern begannen wieder einmal die drei tollen Tage dieser Trinkerfraktion, das 6. Internationale Bierfestival mit 1600 Spezialitäten aus über 75 Ländern, zu testen im längsten Biergarten der Welt an der Karl-Marx-Allee. Eine, wie sich schon am ersten Tag zeigte, für Berlin ernüchternde Veranstaltung. In früheren Jahrzehnten beschäftigte den deutschen Bierkonsumenten vor allem die Frage, ob es denn nun auf Hawaii Bier gebe oder nicht. „Denn nur vom Hula-hula geht der Durst nicht weg“ – eine bis heute gültige Erkenntnis. Doch mittlerweile stellt sich eher die Frage: Ist der Durst überhaupt groß genug, gerade in der Hauptstadt? Und beschämt müssen die Berliner sich eingestehen: Nein, ist er nicht – nicht, um in deutschen Landen an die Spitze zu rücken beim Verbrauch. Dort lag seit Jahr und Tag der Bayer, unverrückbar wie eine Eiche und schüttete eine Moaß nach der anderen in sich rein, im vergangenen Jahr kam so der Durchschnittsbajuware auf 165 Liter Gerstensaft. Das freilich reichte nur noch für Platz zwei, der Sachse nämlich, so frohlockte das sächsische Agrarministerium rechtzeitig zum Festivalbeginn, schluckt noch drei Liter mehr. Und der Berliner? Schweigen wir davon, alles andere als die Spitzenposition ist ihm sowieso zu wenig. Gewiss, er hätte eine Chance aufzurücken an den Zapfhahn - freilich nur, wenn er der Neuberliner Schampusgesellschaft abschwört und sich auf die Tradition beruft, die da lautet: Bier is ooch Stulle.

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