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Berlin: Bierkrieg um Budweiser

Der tschechische Brauer hat seinen Importeuren gekündigt. Jetzt drohen die, den Hahn zuzudrehen

Berliner Biertrinker müssen um die beliebte Marke Budweiser/Budvar bangen. Hintergrund ist ein seit Jahren andauernder Rechtsstreit zwischen der tschechischen Brauerei und vier großen deutschen Importeuren, der jetzt zu eskalieren droht. „Wir hoffen noch auf eine Einigung. Aber wenn Budweiser nicht einlenkt, machen wir den Kanal zu“, sagt Manfred Kroll, Justiziar des Berliner Getränkehändlers Kamphenkel, der die Hauptstadt und Brandenburg beliefert.

Seit Ende 2003 klagen die Importeure gegen den tschechischen Staatsbetrieb auf Einhaltung ihrer Import- und Vertriebsverträge. Jedem der Importeure war seit über 30 Jahren ein exklusives Gebiet in Deutschland zugewiesen. „Wir haben Budweiser über drei Jahrzehnte lang erfolgreich als Premium-Marke mit aufgebaut“, sagt Kroll. „Auch durch uns war Budweiser bis 2003 das wichtigste Importbier in Deutschland.“ 2003 wollte Budweiser günstigere Konditionen durchsetzen und kündigte den langjährigen Vertriebspartnern. Dagegen gingen Kamphenkel sowie die Getränkegroßhändler Strelow aus Hamburg, Pachmayr aus München und Kampmann aus Essen gerichtlich vor. Vier deutsche Gerichte gaben ihnen Recht: Die Kündigungen waren unwirksam, Budweiser darf nicht selbst in die Gebiete der Großhändler liefern.

Im Juli wurde der Bierkrieg dann vor einem Prager Schiedsgericht verhandelt, auch hier unterlag der staatliche Brauer. Der beliefert nun die früheren Importeure nicht mehr. Budweiser kommt dennoch ins Land: über die Erfurter Tochterfirma Budweiser Budvar Importgesellschaft (BBI). „Über Zwischenhändler wird Budweiser aber auch in unserem Vertriebsgebiet verkauft“, sagt Kroll.

Jetzt erwägen die vier Importeure, den Verkauf von Budweiser in ihren Gebieten durch gerichtliche Verfügungen vollständig zu unterbinden. Nach ihren Angaben wären dann rund 70 Prozent Deutschlands budweiserlos, auch die Berliner säßen auf dem Trockenen. Doch vorerst setzen die Importeure auf einen Vergleich mit Budweiser.

„Wir sind offen für Gespräche und bereit, uns nochmals mit den Importeuren zu treffen“, sagt BBI-Geschäftsführer Manfred Prießner. Schließlich habe man das gemeinsame Interesse, weiteren Schaden von der Marke abzuwenden. Der Absatz ist in Deutschland bereits „dramatisch eingebrochen“, räumt Prießner ein. Zahlen nennt Budweiser nicht.

Unterdessen müssen die Importeure auf das Geschäft mit der Premium-Marke verzichten, bei Kamphenkel ging der Umsatz um 30 Prozent zurück, 16 Mitarbeiter mussten gehen. „Aber wir hoffen auf eine Zukunft mit Budweiser, denn es ist einfach ein gutes Bier“, sagt Kamphenkel-Justiziar Kroll.

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