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Bildung: Gewalt an Berliner Schulen nimmt stark zu

Nach einem Bericht der Bildungsverwaltung ist die Zahl der gemeldeten Fälle im Vergleich zum vergangenem Schuljahr um 76 Prozent angestiegen. Bildungssenator Zöllner mahnte zur Besonnenheit.

Berlin - 1.573 Gewalttaten wurden im letzten Schuljahr an Berliner Schulen verübt - zumindest laut aktueller Statistik. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) warnte jedoch vor einer Dramatisierung des Problems. Er führte diese Entwicklung vor allem auf eine größere Sensibilität der Schulen und einen offeneren Umgang mit diesem "Phänomen" zurück.

Stark zugenommen haben Delikte wie Körperverletzung und Bedrohung. Betroffen waren vor allem Schüler und Lehrer in den Bezirken Mitte, Lichtenberg, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln. Der Migrationshintergrund der Täter soll offenbar in mehr als der Hälfte der Fälle eine Rolle gespielt haben. Waren 2004/2005 knapp 36 Prozent der Täter Kinder, Jugendliche oder Erwachsene nichtdeutscher Herkunft , so stieg ihr Anteil im vergangenen Schuljahr auf mehr als 54 Prozent. In der Regel richteten sich auch die Angriffe gegen Personen nichtdeutscher Herkunft.

Lehrer häufiger Opfer von Gewalt

Noch deutlicher gestiegen ist die Zahl der gemeldeten Gewaltvorfälle gegen Lehrer. Sie erhöhte sich um 92 Prozent auf 374. Damit waren Pädagogen in fast jedem vierten Fall Opfer. Die mit Abstand meisten Übergriffe gab es in Grundschulen. Experten verweisen in diesem Zusammenhang auf die hohe Schülerzahl an diesen Schulen.

Die Zahlen müssten ernst genommen werden, betonte Zöllner bei der Vorstellung des Berichts. Jeder Fall sei ein Fall zuviel. Die Gewalt habe jedoch nicht so stark zugenommen wie es die Statistik ausweise. Vielmehr werde das Dunkelfeld zunehmend aufgehellt. Die Schulen kämen offenbar der seit 1992 bestehenden Meldepflicht häufiger nach, vermutete der Senator. Dafür spreche auch, dass die Polizei seit 1998 einen Rückgang der Jugendgruppengewalt in Schulen registriere.

Zusätzliche Schulpsychologen sollen eingestellt werden

Der Umgang Berlins mit dem Thema Schulgewalt sei bundesweit vorbildlich, lobte der ehemalige rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister. Neben der Meldepflicht gebe es seit 2005 an allen Schulen Notfallpläne mit konkreten Empfehlungen. In vielen Fällen werde bereits gut mit Polizei und Jugendämtern kooperiert. Unterstützt werden die Lehrer auch durch 15 Schulpsychologen. Man könne darüber nachdenken, ob diese Zahl im "Rahmen der Möglichkeiten" aufgestockt werde, sagte Zöllner.

Nach Darstellung des Senators wird der Gewalt an Schulen weiterhin "konzentrierte Aufmerksamkeit" geschenkt. Schwerpunkt müsse dabei vor allem die Prävention sein. Zu den bisherigen Maßnahmen seien in diesem Schuljahr vier neue Projekte hinzugekommen, mit denen Lehrer Techniken zur Konfliktbewältigung vermittelt werden oder Jugendliche einen respektvollen Umgang erlernen. (Christina Schultze/ddp)

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