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Bildung: Netzwerk verschafft Hauptschülern Ausbildungsplätze

Das Berliner Netzwerk Hauptschulen hat in seinem dritten Projektjahr fast 200 Schüler in eine Ausbildung vermittelt. Trotz der positiven Bilanz haben viele Jugendliche offenbar Angst davor, eigene Verantwortung zu übernehmen.

Im dritten Projektjahr vermittelte das Netzwerk 190 Hauptschüler in eine Ausbildung. Das sei ein "herausragendes Ergebnis" und ein Grund, das Projekt fortzuführen und auszuweiten, sagte ein Sprecher. In der Projektphase 2006/2007 wurden insgesamt 388 Schüler von 31 Hauptschulen betreut. Von den 190 vermittelten Jugendlichen hätten 150 einen Vertrag für eine duale betriebliche Ausbildung unterzeichnet.

"Junge Menschen brauchen Motivation und die erhalten sie nur durch eine berufliche Perspektive", sagte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD). Daher sollten nicht nur möglichst alle Hauptschulen an dem Projekt mitwirken, auch Unternehmen könnten zum Erfolg des Netzwerks etwas beitragen.

Betreuungsumfang wird erweitert

In der Projektphase 2007/2008 will das Netzwerk den Betreuungsumfang nach eigenen Angaben auf 800 Hauptschüler aus 42 Haupt- und Gesamtschulen erweitern. Dafür werde die Agentur für Arbeit die Fördermittel von 1,4 Millionen auf zwei Millionen Euro erhöhen, sagte Margit Haupt-Koopmann von der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg. "Die verstärkte Berufsorientierung soll künftig bereits in den 8. Klassen angeboten werden", fügte Haupt-Koopmann hinzu. Es sei nicht selbstverständlich, dass Unternehmen und Schulen so eng verzahnt seien. "Um dieses Projekt werden wir bundesweit beneidet", ergänzte sie.

Trotz der Erfolgsbilanz des Netzwerks wurden nicht alle betreuten Schüler vermittelt. "Das liegt unter anderem an der Angst der Jugendlichen, eigene Verantwortung zu übernehmen", sagte die Schulleiterin der Heinz-Brandt-Oberschule in Pankow, Karla Werkentin. Einige Jugendliche würden aber auch durch ihre Eltern von einer Ausbildung abgehalten, fügte sie hinzu. Denn wenn Eltern Hartz IV beziehen und die jugendlichen Auszubildenden noch zu Hause wohnen, werden die Bedarfssätze der Familie abzüglich des Einkommens des Jugendlichen berechnet.

Viele Jugendliche sind zu unsicher

Zu den größten Schwächen vieler Schüler gehört laut Netzwerk ihr fehlendes Selbstbewusstsein. Viele Jugendliche seien einfach unsicher, deshalb sei sehr viel Motivationsarbeit erforderlich.

Grünen-Bildungsexperte Özcan Mutlu begrüßte das Projekt. Allerdings gelte das nur, solange wie die Schulform "Hauptschule" existiert, schränkte er ein. Die flächendeckende Problematik der Hauptschulen sei mit dem Projekt nämlich nicht behoben. "Das Herumdoktern an den Symptomen führt nicht zur Lösung", sagte Mutlu. Nach Ansicht der Grünen muss das dreigliedrige Schulsystem abgeschafft werden, damit alle Schüler individuell gefördert und nicht aussortiert werden.

Das 2004 gegründete Netzwerk ist eine Kooperation von Schulen, Berufsberatungen und Unternehmen. Durch eine systematische Berufswegplanung will es die Chancen von Hauptschülern auf dem Arbeitsmarkt verbessern. (mit ddp)

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