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Blitzschnell wieder Wärme: Gewitter brachten keine längere Abkühlung

Trotz des Regens am Sonnabend herrscht Brandgefahr im Tiergarten, weshalb dort das Grillen verboten bleibt. Damit sich die Situation entspannt, müsste es eine ganze Woche durchregnen.

Von Fatina Keilani

Neun Tage in Folge hat der Deutsche Wetterdienst jetzt Hitzewarnungen herausgegeben – auch am Sonnabend. Dabei sah der Tag erst gar nicht danach aus. Ein heftiges Gewitter brachte der Stadt in der Nacht vorübergehend Abkühlung und den Pflanzen Wasser. In Berlin musste die Feuerwehr jedoch nur herabgefallene Äste entsorgen, wetterbedingte Großeinsätze gab es nicht.

Immerhin acht Stunden dauerte der Regen in der Hauptstadt, und doch: „Das hilft uns gar nichts. Es besteht weiter akute Brandgefahr“, waren sich gestern Stephan von Dassel und Harald Büttner einig. Von Dassel ist Sozialstadtrat von Mitte, Büttner leitet im Bezirk das Grünflächenamt. Beide hatten zum Rundgang durch den Tiergarten eingeladen. Der Bezirk hat dort – vorerst bis zum 13. August – ein absolutes Grillverbot verhängt. Ordnungsamt und Polizei laufen auch mit, auf der Suche nach Leuten, die trotz Verbots grillen. Keiner ist zu sehen. „Die Situation ist im Wortsinne brenzlig“, sagt Stadtrat von Dassel (Grüne). Es müsste vielmehr eine ganze Woche durchregnen.

Damit ist nicht zu rechnen, denn die ganze kommende Woche soll wieder sonnig und warm werden. Zum Totalverbot des Grillens sieht der Bezirk daher keine Alternative. „Wenn Sie ins Unterholz greifen, finden Sie trockene Blütenstände der Linden und Pappelsamen“, sagt Büttner. „Bei großer Hitze entzünden die sich von selbst. Vor zwei Wochen hatten wir einen solchen Brand im Tiergarten; die Stichflammen waren drei Meter hoch.“ Wenn das abseits der breiten Wege passiere, komme die Feuerwehr kaum ran. „Dieses Wochenende zeigen wir uns noch kulant, aber danach ist Schluss“, sagt Grünflächenamtsleiter Büttner. Dann würden bei Grillern Bußgelder ab 20 Euro kassiert. Wer Schäden anrichte, bekomme sie in Rechnung gestellt. In Zehlendorf verhängte das Ordnungsamt am Freitag ebenfalls Bußgelder, weil an der Krummen Lanke und dem Schlachtensee verbotswidrig gegrillt wurde.

Was das Grillen angeht, hat Büttner schon die dollsten Sachen erlebt, von Tieren, die lebend in den Tiergarten geführt und in einer mitgebrachten Zinkwanne ausgeblutet wurden, bis hin zum niedrigtemperaturgegarten Schwein, für das eine Gruppe Hawaiianer wie bei einer „Luau“-Feier eine zwei mal drei Meter große Grube aushob, in die sie Fleisch, Beilagen und heiße Steine schichten wollte, um das Fleisch nach zwölf Stunden zu essen. Ein Polizist hat aber beobachtet, dass die Verstöße abgenommen haben. Türkische Familien würden seltener ganze Tiere grillen. „Unsere Informationspolitik greift“, bestätigt die Frau vom Ordnungsamt. Fünf Mitarbeiter seien in der Frühschicht unterwegs, weitere vier in der Spätschicht bis 22 Uhr, am Wochenende meist von Polizei begleitet. Für das Grillverbot hat der Bezirk fast nur Verständnis geerntet: „Das Interesse am Tiergarten ist größer als das an einer vierwöchigen Grillzeit“, so Stadtrat von Dassel.

Das Grünflächenamt erwägt, langfristig Bäume zu pflanzen, die Hitze und Dürre besser vertragen. Die von den Berlinern so geliebte Linde könnte aussterben. Von 6000 Jungbäumen, die täglich von drei Trupps im Schichtbetrieb mit 30 000 bis 40 000 Litern Wasser aus dem Landwehrkanal versorgt werden, sterben derzeit 40 bis 60 Bäume statt sonst 20. Fatina Keilani

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