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Berlin: Böser Mann ganz brav

Warum Ville Valo, der Sänger der finnischen Band „Him“, keine Discos mag

Er fletscht seine Zähne, reißt die schwarz umrandeten Augen weit auf und singt dann mit tiefer Stimme vom Tod. Die Musikvideos der finnischen Band „Him“ und ihrem Frontmann Ville Valo zeigen viel von der düsteren Ecke des Rock.

Auch jetzt – in der kleinen Kreuzberger SundanceKneipe ein paar Stunden vor seinem Auftritt beim „The Dome“-Konzert – sind Ville Valos Lider schwarz geschminkt. Aber er bestellt Wasser ohne Kohlensäure, raucht Marlboro Lights. Und er setzt sich ganz hinten in die Ecke. „Ich mag keine laute Musik in einer Bar“, sagt der 27-Jährige. In Discos geht er nie – er mag eigentlich nicht tanzen. „Ich will keine große Show, einfach nur Musik machen“, sagt er. Neil Young ist sein Vorbild, nicht Marilyn Manson. Früher, da hat er gesoffen, gibt er zu, Hotelzimnmer verwüstet, sich mit Leuten geprügelt. Heute lässt er Jägermeister höchstens noch den Tour-Bus sponsern. „Wir sind als Band vernünftiger geworden“, sagt er. Und das düstere Äußere? Ville Valo will eins auf keinen Fall: böse wirken. „Das Dunkle, Melancholische an mir und in meinen Liedern entspricht auch einer langen skandinavische Tradition“, sagt er. „Das hat mit Aggressionen nichts zu tun.“ Valo will niemanden erschrecken, er will nur spielen – am liebsten auf seiner Akustikgitarre. „Das ist das Traurigste am Berühmtsein“, sagt er, „dass man für so was echt keine Zeit mehr hat.“ Viele der Songs für das neue Him-Album „And love said no“ musste er deshalb auf der Autobahn im Tourbus schreiben.

Und dann muss Ville Valo los. Vor dem „The Dome“-Konzert muss er noch in die Maske. Und heute Abend? Wird er seine feste Freundin daheim in Finnland anrufen oder ein Bier trinken gehen. Vielleicht geht er aber auch nur dorthin, wo er sich am allerwohlsten fühlt. In die Badewanne. jule

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