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So soll die polnische Botschaft in Berlin aussehen.

© Simulation: dpa

Botschaft Unter den Linden: Neue Heimat für Polen in Berlin

Vor fast zwanzig Jahren gab es den ersten Anlauf für den Bau einer neuen polnischen Botschaft. Jetzt soll er endlich beginnen.

Seit zwei Jahren müsste die polnische Botschaft Unter den Linden 72 schon Besucher empfangen. Müsste. Tatsächlich ist abgesehen vom Abriss des Altbaus aus den 1960er Jahren nichts passiert.

Die wenig schmuckhafte Brache auf Berlins Prachtboulevard ist von einem Bauschild notdürftig verdeckt, was an die Wendejahre erinnert, als die ganze Stadt aufgerissen und unvollendet dalag. Doch ab Montag soll sich das ändern. Dann nämlich beginnen die Bauarbeiten, heißt es auf Anfrage aus der in den Grunewald ausgelagerten Botschaft. „Wir haben die Genehmigung für den Bau des Gebäudes erhalten“, sagte Andrzej Przylebski, Botschafter der Republik Polen auf Anfrage.

„Im neuen Gebäude kriegen wir die Botschaft, das Konsulat und das polnische Kulturinstitut unter ein Dach.“ Spätestens Mitte Oktober seien zunächst „die Archäologen“ am Zuge. Diese müssten das Areal auf historische Spuren absuchen. Im kommenden Jahr sei dann die öffentliche Ausschreibung der Bauleistungen geplant. Der Neubau entsteht nach Plänen des Warschauer Büros Jems Architekci. Mit „etwa 22 bis 26 Monate“ beantwortet der Botschafter die Frage nach der zu erwartenden Bauzeit.

Pläne für den Neubau von 2012

Mit fast zehnjähriger Verspätung wird die neue Botschaft dann vermutlich seine Türen öffnen – denn die Pläne für den Neubau stammen aus dem Jahr 2012. Zuletzt, vor rund vier Jahren, hatte der damalige Botschafter Jerzy Marganski einen Baubeginn für das Jahr 2015 angekündigt. Auch damals rechneten die Bauherren mit einer knapp zweijährigen Bauzeit. 40 Millionen Euro wollte sich das Nachbarland im Osten damals den Bau kosten lassen. Das ist lange her und die Baupreise stiegen seither kräftig. Zu den geschätzten Baukosten wollte sich der Botschafter nicht äußern, um die „Ausschreibungen nicht zu beeinflussen“.

Am Geld scheiterte das Projekt bisher: Bei der Ausschreibung vor vier Jahren waren die Kosten so hoch gewesen, dass die Verantwortlichen beschlossen, nach Alternativen zu suchen, sagt ein Botschaftssprecher. Deshalb sei eine Kooperation mit privaten Partnern geprüft worden. Mit einer derartigen „Public Private Partnership“ war zum Beispiel auch die Kanadische Botschaft am Leipziger Platz 17 finanziert und gebaut worden. Doch diese Variante verwarf der polnische Staat wieder. Nun also will Polen das Gebäude aus eigener Kraft bauen.

Erster Anlauf vor fast zwanzig Jahren

Der allererste Anlauf für den Bau einer neuen polnischen Botschaft liegt übrigens fast zwanzig Jahre zurück. Der Senat hatte diesen allerdings wegen der Fassadengestaltung abgelehnt – so jedenfalls die Darstellung der Botschaft seinerzeit. Außerdem steckte Polen damals in einer wirtschaftlichen Krise und musste sparen, hatte der damalige Botschaftssprecher Jacek Biegala dem Tagesspiegel gesagt. So seien die Kosten auch deshalb explodiert, weil teures Panzerglas für die Fassade eingesetzt werden sollte.

Der nunmehr aktuelle Entwurf des Warschauer Architekturbüros Jems sieht eine streng gegliederte Sandsteinfassade mit großen Durchbrüchen vor. Im Inneren des Baukörpers sind Lichthöfe vorgesehen. Im Gebäude selbst sollen 60 bis 80 Mitarbeiter, von der Putzfrau bis zum Botschafter, unterkommen.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bestätigte die Darstellung der Botschaft auf Anfrage. Am 16. Juli sei eine neue Baugenehmigung nach den ursprünglichen Jems-Plänen eingegangen. Am 31. August sei diese dann genehmigt worden. Aus Sicht des Senats könne nun mit dem Bau gestartet werden.

Das Büro Jems Architekci ist nach Angaben der Botschaft „auf dem Markt schon seit 30 Jahren tätig und durchaus erfolgreich“. Zu den bisher realisierten Bauvorhaben zähle das „internationale Kongress-Zentrum“ im polnischen Kattowitz.

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