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Berlin: Botschafts-Besetzer bleiben in U-Haft

Verteidiger forderten Freilassung der sechs Exil-Iraker

Nach dem Willen der Verteidiger sollte am Freitag ein „Signal gesetzt“ werden. Im Prozess um die Besetzung der Irakischen Botschaft, beim ersten Termin nach der Befreiung Bagdads. „Dieser Tag sollte auch für das Gericht ein historischer Tag werden“, sagte ein Verteidiger, als er das Gericht aufforderte, die sechs Angeklagten aus der Untersuchungshaft zu entlassen.

Und vielleicht wäre Mithal alAlusi – er hat einen festen Wohnsitz und gilt als Drahtzieher der Aktion – heute tatsächlich freigekommen. Hätte der 52-Jährige aus dem Gefängnis nicht einen Brief an den damaligen Botschafts-Stellvertreter geschrieben, der Ende April als Zeuge gehört werden soll. Ein wütender Brief, in dem Alusi den Diplomaten beleidigt und droht: „Ich werde an dir ein Exempel statuieren!“ Darauf, dass das Gericht ihn deshalb von der Haft nicht verschonen will, reagiert Alusi erst überrascht, dann trotzig. „Ich schreibe meine Briefe, wohin ich will“, sagt Alusi, der als Beruf Kaufmann angibt und in Hamburg ein Geschäft namens Orient-Moden führt.

Die fünf Exil-Iraker wollten die „Befreiung Bagdads“ einleiten, als sie am 20. August vergangenen Jahres die Irakische Botschaft in Zehlendorf stürmten. Doch die politische Bedeutung erschloss sich in der Riemeisterstraße offenbar den wenigsten. „Ich dachte: spinnen die jetzt?“, erzählt der Gärtner. Deshalb habe er erst einmal weiter seinen Maschendrahtzaun repariert. Trotz der Schüsse und Schreie? „Früher habe ich bei den Russen gearbeitet. Da war sowas an der Tagesordnung.“ Und auch die Passanten zeigten sich von der weinenden Botschafter-Frau, die vor dem Haus Steine in die Fenster schmiss, nur wenig beeindruckt. „Ich dachte, das wäre ein Ehestreit“, sagte ein Zeuge. kf

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