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Eine Statue der Justitia

© Foto: dpa/David Ebener

Update

Brandsatz gelegt?: Putin-Gegner soll Anschlag auf ein Wohnhaus in Steglitz geplant haben

Ein 55-Jähriger steht wegen eines versuchten Brandanschlags auf ein Gebäude einer russischen Nachrichtenagentur vor Gericht. Die Anklage geht von einem versuchten Mord aus.

| Update:

Nach einem versuchten Brandanschlag auf ein Gebäude einer russischen Nachrichtenagentur in Berlin-Steglitz hat der Prozess gegen einen 55-Jährigen begonnen. Die Anklage gegen den russischen Staatsangehörigen lautet unter anderem auf versuchten Mord und versuchte schwere Brandstiftung. Die Verteidiger erklärten am Freitag zu Beginn des Prozesses vor dem Berliner Landgericht, ihr Mandant werde zunächst schweigen. Im Ermittlungsverfahren soll der Angeklagte die Vorwürfe zurückgewiesen und von einer Intrige gegen ihn gesprochen haben.

Als Putin-Gegner protestierte er, stand etwa vor dem Brandenburger Tor. Bis zu seiner Festnahme vor rund acht Monaten. Dimitry B. soll einen Brandsatz im Kellerschacht eines Mehrfamilienhauses in Steglitz angebracht haben. Mitarbeiter der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti wohnten dort.

In einem schilfgrünen Shirt kam der kahlköpfige Mann in den Saal, sah sich mit festem Blick um. Nach seiner Festnahme soll er behauptet haben, er sei Opfer einer Intrige russischer Nachrichtendienste geworden. Laut Generalstaatsanwaltschaft Berlin soll B. im Frühjahr 2022 eine unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung gebaut haben. Ein Altöl-Kraftstoffgemisch sei unter anderem genutzt worden.

B. habe gewusst, dass in dem Wohnhaus mehrere Menschen lebten, darunter ein Kleinkind. „Aus unbekannten Gründen kam es bis zur Entdeckung der Vorrichtung am 6. Mai 2022 nicht zur Umsetzung“, so die Anklage. Spezialisten entschärften den Brandsatz. Zur behaupteten Intrige hätten Ermittlungen keine Anhaltspunkte ergeben, so die Generalstaatsanwaltschaft bei Anklageerhebung.

Indizien sollen gegen B. sprechen. So habe er kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine in sozialen Medien über das später betroffene Haus berichtet. Dabei soll er erklärt haben, von dort werde „Krieg gegen uns alle“ geführt. In der Oppositionsszene sei B. allerdings nicht unumstritten gewesen.

Der russische Staatsangehörige soll seit 30 Jahren in Deutschland leben. Er sei „Journalist und Ingenieur“, gab er nun zu Protokoll. Bis 2020 hatte er wohl eine Firma. Im Prozess geht es um weitere Taten: B. soll zu Unrecht Corona-Soforthilfen kassiert und in seinem Wohnhaus in Mitte Gas- und Stromleitungen angezapft haben. Für den zweiten Prozesstag am 13. September ist ein Eröffnungsstatement der Verteidiger angekündigt. 

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