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Berlin: Brücke vor Sanierung nicht von Gutachtern geprüft

Am Spandauer Damm ist ein Neubau erforderlich, weil Schäden zu groß sind

Berlin ist die Stadt der Brücken. Und sie sind für manche Überraschung gut – wie jetzt wieder bei der Spandauer-Damm-Brücke, die in Charlottenburg die Stadtautobahn überquert. Das Bauwerk muss, wie berichtet, abgerissen und neu gebaut werden, weil die ursprünglich vorgesehene Sanierung aufgegeben worden ist.

Ursprünglich sei vorgesehen gewesen, lediglich den Asphalt zu erneuern sowie undichte Stellen zu schließen, sagte gestern die Sprecherin der Bauverwaltung, Petra Rohland. Die Arbeiten – mit umfangreichen Einschränkungen für die Autofahrer – hatten im vergangenen Juni begonnen. Nachdem der alte Belag entfernt worden war, habe man aber umfangreiche Rostschäden an den Stahlelementen der Spannbetonbrücke entdeckt, mit denen man nicht in diesem Umfang gerechnet habe, so Rohland weiter. Aufwendige Untersuchungen, etwa durch die Bundesanstalt für Materialprüfung, habe es deshalb vor Beginn der Arbeiten nicht gegeben.

Die Bauverwaltung, die den größten Teil der Kosten tragen muss, wollte zunächst die Sanierungsarbeiten fortsetzen, weil das Bauwerk danach noch mindestens zehn Jahre lang den Verkehr aufnehmen könnte. Allerdings mit einer Gewichtsbeschränkung: Lastwagen mit mehr als 18 Tonnen Gewicht dürften die Brücke auch nach einer Sanierung nicht mehr überqueren.

Anfang März, gerade als die Sanierungsarbeiten fortgesetzt werden sollten, habe das Bundesverkehrsministerium dann mitgeteilt, dass es eine vollwertige Brücke über der Autobahn haben wollte – ohne Gewichtsbeschränkung. Dies ist nur mit einem Neubau möglich. Vorwürfe, dies sei von Anfang an abzusehen gewesen, wies Rohland zurück.

Die gescheiterte Sanierung wird mit mehr als 500 000 Euro zu Buche schlagen. Die Fahrbahnen müssen jetzt noch bis Ende Mai so hergerichtet werden, dass der Verkehr bis Herbst 2006 fließen kann. Dann soll mit dem Abriss und Neubau begonnen werden. Das Bundesverkehrsministerium konnte sich leicht für einen Neubau aussprechen, denn 70 Prozent der Kosten muss Berlin tragen. Sie sind mit 11,5 Millionen Euro veranschlagt.

Fast in unmittelbarer Nachbarschaft war von 2001 bis 2003 die Hohenzollerndammbrücke abgerissen und neu gebaut worden. Bei dieser auch 1957/58 gebauten Spannbetonkonstruktion war von Anfang an klar, dass ein Abriss und Neubau unumgänglich war. Gutachten hatten ergeben, dass Regenwasser und Tausalz sowie der stark gestiegene Lastwagenverkehr die Brücke stark geschädigt hatten. Bis auf wenige Ausnahmen konnte der Verkehr stets aufrecht erhalten werden. Eine ähnliche Lösung strebt man für die Spandauer-Damm-Brücke an.

Auch bei der Sanierung der Straßenbahngleise auf der Warschauer Brücke in Friedrichshain wurden die Planer vom Ausmaß der Schäden überrascht. Die Arbeiten wurden nach monatelanger Sperrung je einer Fahrbahn im vergangenen Jahr dann vorübergehend eingestellt und sollen jetzt wieder aufgenommen werden.

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