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Berlin: BSR-Vorstand Vera Gäde-Butzlaff

Seit zwei Jahren sitzt diese Frau im Vorstand der Berliner Stadtreinigung – und ist schon die Dienstälteste im dreiköpfigen Team. Ihr Bereich ist die Technik, zuständig für Abfallwirtschaft und Reinigung.

Seit zwei Jahren sitzt diese Frau im Vorstand der Berliner Stadtreinigung – und ist schon die Dienstälteste im dreiköpfigen Team. Ihr Bereich ist die Technik, zuständig für Abfallwirtschaft und Reinigung. Für eine erfahrene Juristin ein eher überraschendes Ressort. Aber es macht ihr offenbar Spaß, dieses Unternehmen mit in eine neue Welt der Effizienz und des Wettbewerbs zu führen.

„Dienstleistung. Aus Leidenschaft“ ist das Motto der „Reiniger in Orange“. Das Klima sei wie in einem Familienbetrieb, obwohl die Zahl der Mitarbeiter von 11 000 auf 6000 geschrumpft ist und in harten „Effizienzrunden“ mit den Personalräten um weitere Rationalisierungen gerungen wird. Das Abfallmonopol läuft nur noch bis 2015 – und ist an vielen Stellen schon angefressen. Dann bläst der harte Wind des Wettbewerbs.

Dass diese eher zierliche, selbstsichere, ein wenig jungenhaft wirkende Mutter einer 15jährigen Tochter nach ihren erfolgreichen Stationen als Regierungsrätin, Vorsitzende Richterin am Verwaltungsgericht in Frankfurt an der Oder und zuletzt als Staatssekretärin für Umwelt und Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt nun ein so großes Unternehmen (Umsatz 450 Millionen Euro) mit steuert, verwundert doch.

Aber sie hat immer schon gewusst, was sie wollte, das Sandwich-Mädchen. Abitur wollte sie – anders als ihre Brüder – unbedingt machen und in Berlin an der FU studieren. Dorthin ist sie zum gelinden Entsetzen ihrer Eltern 1973 durch die Zone getrampt. „Das Studium hat dann keinen großen Raum bei mir eingenommen“, gibt sie zu, „eher das Leben“. Das Geld dazu verdiente sie am Fließband bei VW, als Zahnarztassistentin, bei einer Bank und am Klinikum Benjamin Franklin. Im achten Semester dachte sie plötzlich daran, auf Medizin umzusatteln, aber das schien ihr dann doch zu „unvernünftig“. Mit einer beachtlichen Kraftanstrengung hat sie ihre Examina gemacht – „ohne Repetitor“, wie sie stolz bemerkt. Öffentliches Recht war ihr Gebiet und Richterin wollte sie werden. Als Referendarin konnte sie eine „reiseintensive“ Station in San Francisco genießen.

Die dann anschließenden Jobs haben jeweils „eine ganze Frau“ gefordert. Ihr Mann war da eine große Hilfe. Als Philosoph, späterer Lehrer und Autor macht er gerne den „Hausmann“. Für den Familienunterhalt hat eher sie gesorgt.

In Berlin haben sie immer im tiefen Westen gewohnt, erst am Lietzensee und jetzt am Halensee. Dort lässt sich auch gut joggen. An der Stadt gefällt ihr die „Wandlung von der trägen, hoch subventionierten Insel zu einer richtigen internationalen Großstadt – und dass Berlin dennoch wie ein Dorf ist.“ Dass es hier besonders schmutzig sei, sieht sie nicht so, aber, meint sie, „der Berliner geht schon etwas sorglos mit seinen öffentlichen Räumen um“. Alles werde übrigens der BSR in die Schuhe geschoben, aber für die Grünflächen oder die Wartehäuschen seien sie – leider – ja gar nicht zuständig.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

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