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Berlin: Buchhandlung Kiepert gibt Gläubigern den Rest

Haupthaus verkauft / Chance auf Abfindungen gering

Nach der Insolvenz Kieperts soll nun das restliche Vermögen der Traditionsbuchhandlung an der Hardenbergstraße unter den Gläubigern aufgeteilt werden. Dazu kommt am heutigen Donnerstag die erste Gläubigerversammlung zusammen. Verlage, die Kiepert-Hausbank und die früheren Beschäftigten machen Ansprüche geltend.

Es ist unterdessen nicht auszuschließen, dass in den seit 20. September geschlossenen Geschäftsräumen des Kiepert-Haupthauses eine neue Buchhandlung eröffnet. Das Haus hat die Familie Kiepert inzwischen an die Hühne Immobilien GmbH verkauft. Nach Angaben von Geschäftsführer Matthias Hühne gibt es „viele Interessenten“, auch aus der Buchbranche.

Auf der Gesellschafterversammlung fordern die rund 160 – nach der Insolvenz überwiegend arbeitslosen – Kiepert-Buchhändler ausstehende Gehälter, Urlaubsgelder und Abfindungen ein. Dabei könne „es sich um einen Millionenbetrag handeln“, sagte die Betriebsratsvorsitzende Kerstin Hacker. Große Hoffnung, das Geld zu bekommen, besteht allerdings nicht. Die Insolvenzverwalterin habe angedeutet, dass man nur mit einem Bruchteil der Forderungen rechnen dürfe.

Der Betriebsrat will zudem dem Verdacht nachgehen, dass Teile von Kiepert von neuen Inhabern weitergeführt werden, ohne dass die Mitarbeitervertretung bei der Stellenbesetzung zu Rate gezogen wurde. Das moderne Antiquariat an der Hardenbergstraße sowie die Abteilung für juristische Fachabonnements werden von neuen Betreibern bewirtschaftet. „Die Frage ist, ob es sich dabei um eine Betriebsübernahme handelt“, sagte Kerstin Hacker. In diesem Fall hätten die dadurch geretteten Jobs nach den Kriterien einer Sozialauswahl vergeben werden müssen - was nicht der Fall war.

Die Fachbuchhandlung Struppe & Winckler, die den Abonnementsektor gekauft hat, sieht keine Betriebsübernahme: Die vier früheren Kiepert-Beschäftigten seien ganz regulär eingestellt worden, sagte Geschäftsführer Stefan Mentzel. Struppe & Winckler hatte zuletzt selbst versucht, das insolvente Kiepert-Haupthaus mit eigenen Investitionen zu retten - ohne Erfolg.

Der Betriebsrat erhofft sich nun Aufschluss darüber, wie viel die Konkursmasse überhaupt noch wert ist. „Wir wissen nicht, was da ist“, sagte Hacker. „Ich glaube nicht, dass dort noch viel zu verteilen ist“, sagte gestern ein Fachmann aus der Branche . Die Verlage holten sich ihre Ware zurück, die Ladeneinrichtung werde nicht viel einbringen. Allerdings müssten der Verkauf der Immobilie, sowie einiger Kiepert-Filialen Einkünfte gebracht haben.

Tobias Arbinger

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