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Berlin: BVG muss U-Bahnen wegen Mängeln stilllegen

Weil Fahrzeuge fehlen, gilt der Ferienfahrplan auf mehreren Linien mit Einschränkungen weiter

Das Desaster mit den neuen U-Bahnen der BVG setzt sich fort: Gestern ließ die technische Aufsichtsbehörde einen Großteil der 46 Züge wegen technischer Mängel stilllegen. Weil es nun zu wenig Fahrzeuge für den Normalbetrieb gibt, kann die BVG auf den Linien U5 bis U9 weiter nur nach einem Ferienplan fahren, obwohl die Schule wieder begonnen hat.

Reserven haben die Verkehrsbetriebe weggespart. Fahrgäste müssen nun weiter rund drei Minuten länger auf ihre Bahnen warten. Die BVG hofft, in den ersten Maiwochen die aus dem Verkehr gezogenen Züge nach einer Reparatur wieder einsetzen zu können. Vom Hersteller Bombardier will die BVG Schadenersatz verlangen, der in die Millionen gehen kann.

Die Züge der Baureihe H waren in den vergangenen Jahren geliefert worden. Bei ihnen sind immer sechs Wagen durchgängig begehbar. Dass es Mängel an den Achslagern gibt, die dazu führen, dass die vorgesehene Mindestlaufzeit der Züge nicht erreicht wird, hatte die BVG schon vor langem erkannt. Weil auch die bestellten neuen HK-Bahnen für die schmaleren Linien U 1 bis U 4 diesen Fehler haben, nimmt sie, wie berichtet, diese Fahrzeuge dem Hersteller nicht ab. Auch hier will die BVG Schadenersatz fordern.

Bis eine Lösung gefunden ist, repariert die BVG die Achslager selbst. Gearbeitet werde in drei Schichten, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz gestern. Die Defekte treten nach Angaben von Reetz immer nur am ersten und zweiten Wagen auf. Eine Erklärung dafür gibt es bisher nicht – weder bei der BVG noch beim Hersteller.

Die BVG will, dass die neuen Züge ohne große Reparatur 500 000 Kilometer laufen können. Die Mängel an den Achslagern treten aber bereits nach 250 000 bis 300 000 Kilometer auf. Gemeinsam mit der Aufsichtsbehörde habe man sich nun entschieden, alle Bahnen, die bereits mehr als 120 000 Kilometer zurückgelegt haben, außer Betrieb zu nehmen, sagte gestern BVG-Chef Andreas Sturmowski. Bei ihnen werden nun die Achslager ausgetauscht.

Eine Gefahr für Fahrgäste habe nicht bestanden, betont die BVG. Die vorübergehende Stilllegung der 23 bis 30 Züge sei eine „maximale Vorsichtsmaßnahme“, sagte Sturmowski. Die Sicherheit der Kunden habe höchste Priorität.

Berlin ist mit diesem Problem nicht allein. Auch bei der U-Bahn in München wurden im Dezember die neuesten Züge aus dem Verkehr genommen, weil es Probleme mit den Achsen gab. Die Fahrzeuge waren von Siemens und Bombardier gebaut worden. Auch die Verkehrsbetriebe in München prüfen, ob ein Schadenersatz möglich ist.

Siemens musste zudem weltweit ausgelieferte Straßenbahnen des Typs Combino stilllegen lassen, weil es bei den Fahrzeugen Risse gegeben hatte, die zu einem Zusammenbruch des Wagenkastens hätten führen können. Betroffen davon war auch Potsdam. Berlin hatte sich dagegen für einen anderen Hersteller entschieden.

Mit Bombardier hat die BVG jetzt einen Vertrag für den Bau neuer Straßenbahnen abgeschlossen. Dieser sei vom Desaster mit den U-Bahnen nicht berührt, heißt es bei der BVG. Der Berliner Verkehrsbetrieb hat zunächst vier Vorserienfahrzeuge bestellt. Erst wenn ausgiebige Tests ergeben haben, dass die neuen Bahnen alle Vorgaben erfüllen, soll die Serienproduktion beginnen.

Bei der U-Bahn waren allerdings auch zwei Prototypen mehrere Jahre lang getestet worden.

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