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BVG-Streik: Die erste Tram fuhr 15 Sekunden nach 15 Uhr

Von Null auf Volldampf: Nach dem Ende des Warnstreiks bei der BVG kamen Bahnen und Busse erst nach und nach wieder in Fahrt. Die Mitarbeiter mussten auf Hochtouren arbeiten, um mitten am Tag durchzustarten.

Während an normalen Tagen die Nachtlinien allmählich vom Tagesverkehr abgelöst werden und dafür etwa vier Stunden Zeit bleiben, musste gestern nach dem 39-stündigen Stillstand des Betriebs gleich durchgestartet werden. Am einfachsten war dabei die Betriebsaufnahme bei der U-Bahn. Viele der Züge werden auf Gleisen innerhalb des Netzes abgestellt und können von dort gleich „auf Strecke“ gehen. So konnten um 15 Uhr nach Angaben der BVG auf 43 Bahnhöfen kurz hintereinander 121 Züge wieder losfahren. Nach 45 Minuten fuhr die U-Bahn wieder nach Plan. Zeit in Anspruch nahm dabei nach Angaben von Unternehmenssprecherin Petra Reetz vor allem, alle 170 Bahnhöfe aufzuschließen, die aus Sichterheitsgründen während des Streiks zugesperrt geblieben waren.

Busse und Straßenbahnen dagegen standen in den Betriebshöfen und mussten von dort nach und nach in den Fahrplan „eingefädelt“ werden. Auf dem Betriebshof an der Siegfriedstraße in Lichtenberg, wo Busse und Straßenbahnen stationiert sind, waren die ersten Mitarbeiter bereits gegen 14 Uhr gekommen. Bis kurz vor 15 Uhr blieben sie aber vor den noch verschlossenen Toren stehen.

Drinnen hatte die Arbeit wesentlich früher begonnen. Der Fahrzeug- und der Personaldisponent, die den Einsatz der Straßenbahnen und der Fahrer planen, hatten innerhalb des mit der Gewerkschaft vereinbarten Notdienstes bereits gut zwei Stunden zuvor begonnen, Fahrzeuge und Fahrer einzuteilen. Als die Mitarbeiter sich zum Dienst meldeten, war hier schon alles klar. „Das ist wie jeden Tag zu Beginn der Tagesschichten“, sagte Straßenbahndirektor Klaus-Dieter Matschke. „Nervös brauchen wir deshalb nicht zu sein. Es muss halt alles nur etwas schneller gehen.“

Und tatsächlich. Exakt 15 Sekunden nach 15 Uhr, dem offiziellen Streikende, verließ die erste Straßenbahn den Betriebshof als Linie M 10 mit dem Ziel Warschauer Straße, begleitet vom Applaus der nun nicht mehr streikenden Kollegen. Schlag auf Schlag folgten dann die nächsten Züge. An einigen Betriebshöfen hatte die Polizei vorübergehend die Straße gesperrt, damit die BVG-Fahrzeuge schnell „auf Strecke“ gelangen konnten.

Normalerweise dauert es etwa von 3 Uhr bis 7 Uhr, ehe alle Straßenbahnen den Hof für den planmäßigen Dienst verlassen haben. Gestern blieb dafür weniger Zeit. In gut einer Stunde sollten die meisten Bahnen draußen sein. Der Hof in Köpenick war bereits nach gut einer halben Stunde so weit, wie der Leitstelle in Lichtenberg gemeldet werden konnte. Dort dauerte es etwa länger, aber die Lichtenberger haben auch ein größeres Netz zu bedienen. Acht Linien werden von Lichtenberg aus bedient; 45 Bahnen mussten dafür gestern nach dem Streikende ausrücken.

Während die Busse meist eine Betriebsfahrt zu ihren vorgesehenen Linien machten, nahmen die Straßenbahnen auch schon unterwegs die ersten Fahrgäste mit. „Betriebsfahrten gibt es bei der Straßenbahn nicht“, erklärte Matschke. Auch im Normalfall könnten Fahrgäste mit den Bahnen, die nach ihrem Einsatz in den Betriebshof zurückfahren, bis zur letzten Haltestelle mitfahren.

Nicht nach Plan fahren bis Montagfrüh die U-Bahnen der Linie 1. Dort ist der Abschnitt zwischen Gleisdreieck und Wittenbergplatz unterbrochen – nicht wegen des Streiks, sondern ganz normal wegen Bauarbeiten.

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