zum Hauptinhalt
BVG Streik Anzeige im Märkischen Viertel

© Tsp / Saskia Kabelitz

Update

Berliner zum BVG-Streik: „Wenn wir so streiken würden, wäre allen kalt“

Die BVG wird am Montag bestreikt. U-Bahnen, Straßenbahnen und die meisten Busse fallen aus. Wie kommen Berliner nun durch die Stadt? Wir hören uns um – auch dort, wo die nächste S-Bahn weit entfernt ist.

Von

Stand:

Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) findet am Montag ein ganztägiger Warnstreik statt. Laut Verkehrsinformationszentrale (VIZ) ist „eine wesentlich höhere Verkehrsdichte auf den Straßen als regulär“ zu erwarten. Die S-Bahn fährt – zumindest auf den meisten Linien. Allerdings streikten dort Signale. Störungen auf den Linien S2, S26, S45, S46, S8, S85 und S9 wurden inzwischen behoben.

Die VIZ meldet auf X einige Staus im Stadtgebiet. Echtzeitinformationen zu Staus und alternativen Routen gibt es online bei der Verkehrsinformationszentrale unter viz.berlin.de.

Für den Vormittag war eine Demonstration mit mehreren tausend Teilnehmern angemeldet. Die Teilnehmer zogen von der Holzmarktstraße über Michaelkirchstraße, Köpenicker Straße, Inselstraße, Rungestraße, Brückenstraße und Stralauer Straße zur Klosterstraße. Die Holzmarktstraße in Mitte war in Richtung Mühlenstraße für eine Kundgebung gesperrt, ist inzwischen aber wieder frei.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.


Früh aufstehen im Märkischen Viertel

Während viele Berliner auf die S-Bahn, Auto, Fahrrad oder Leihfahrzeuge aller Art umsteigen, sind einige Gebiete Berlins nur schwer erreichbar bzw. zu verlassen, weil sie zu weit von einer S-Bahn-Station entfernt liegen – zum Beispiel das Märkische Viertel. Dort wartet Yusuf auf den Bus, der laut Notfallplan kommen soll. Der 22-Jährige ist heute 20 Minuten früher aufgestanden, damit er pünktlich zur Arbeit nach Spandau kommt. Ein Auto besitzt er nicht, und so bleibt ihm keine Alternative zum Bus.

Yusuf ist 20 Minuten früher als sonst aufgestanden, damit er pünktlich zur Arbeit kommt.

© Tsp / Saskia Kabelitz

Auch Manuela Meyri ist 20 Minuten früher losgefahren. Beim letzten Streik ist der Bus regelmäßig gefahren, sie hofft, dass das wieder der Fall ist. Wenn er nicht kommt, müsste sie 45 Minuten laufen.

Die Rettung für BVG-Kunden im Märkischen Viertel ist der 124er.

© Tsp / Saskia Kabelitz

Michaela Habedank muss bis zur Friedrichstraße. Sie ist 40 Minuten früher aufgestanden – für den Fall, dass sie bis zum S-Bahnhof Wittenau fahren muss. Bei vergangenen Streiks sind die Busse hier in der Regel verlässlich gefahren.

© Tsp / Saskia Kabelitz

Eva Morais wartet auf den Bus der Linie 124. Sie muss heute bis nach Köpenick. Sie ist optimistisch, dass der Bus wie beim letzten Streik planmäßig fährt.

Eva Morais will bis nach Köpenick.

© Tsp / Saskia Kabelitz


Gelassenheit am Alexanderplatz

Gelassener ist Judith P. am Alexanderplatz. Sie musste heute Morgen 20 Minuten zum Alexanderplatz laufen. Trotzdem hat sie sehr gute Laune – und „vollstes Verständnis für die Streikenden“.

Lisa ist anstatt mit dem Bus heute mit dem Fahrrad zum Alexanderplatz gefahren. Länger habe das allerdings nicht wirklich gedauert, sagt sie.

Die Übergänge zur U-Bahn sind am Alexanderplatz versperrt.

© Tsp / Antonia Bohlaender


Unterwegs in Weißensee

Catharina und ihre kleine Tochter müssen heute 20 Minuten laufen: In Weißensee fährt die Straßenbahn nicht. Deswegen haben sie sich für den Roller entschieden.

Der Roller bringt Catharina und ihre Tochter weiter.

© Tsp / Saskia Kabelitz

Azamat wurde überrascht von dem Streik. Normalerweise fährt der junge Mann mit dem Bus, jetzt muss er einen Bolt-Wagen nehmen. Zur Arbeit wird er „viel zu spät“ kommen.

Til steht an der Tramstation Albertinenstraße, guckt auf die Anzeige und sagt „Ärgerlich“. Eigentlich wusste er von dem Streik, hat ihn dann aber vergessen. Auch wenn es nervt, sagt er, er sei ein „großer Streik-Fan“. Das Recht auf Streik sei eines unserer wichtigsten Grundrechte. Er dreht um und wird dann eben im Homeoffice arbeiten.

Auch Robert wollte eigentlich mit der Straßenbahn fahren. Er wusste nichts von dem Streik. Um zur Arbeit zu kommen, geht der 40-Jährige jetzt zurück nach Hause und nimmt seinen E-Roller.

Thomas Szczechowiak musste wegen des Streiks 20 Minuten von der Greifswalder Straße zur Arbeit in der Albertinenstraße laufen. „Die BVG streikt gefühlt alle paar Monate“, meint er. Also halte er davon wenig. „Wenn wir so streiken würden, wäre allen kalt“, sagt der Heizungs- und Sanitär Installateur.

Thomas Szczechowiak hält wenig vom BVG-Streik.

© Tsp / Saskia Kabelitz


Weite Wege an der Warschauer Straße

Ute hatte heute einen wichtigen Arzttermin und musste deshalb ein Taxi nehmen. Trotzdem: „Der Streik ist wichtig, die Forderungen sind berechtigt.“ Am Ende habe doch alles geklappt.

Andrea hatte ebenfalls einen Arzttermin, musste mit dem Taxi aus Spandau in die Stadt fahren. Normalerweise hätte sie ab hier die Straßenbahn genommen.

Devon musste auf dem Weg zur Schule eine Stunde mehr einplanen. Von zu Hause aus musste sie zur Haltestelle laufen, auch der Weg von der S-Bahn zur Schule war nochmal weit.


Der Ausstand der Gewerkschaft Verdi begann am frühen Morgen, wie Verhandlungsführer Jeremy Arndt sagte.

„In der Zeit des Streiks werden alle U-Bahnen und Straßenbahnen sowie die meisten Busse ausfallen“, teilte die BVG mit. Linien, die im Auftrag der BVG von anderen Unternehmen gefahren werden, sind nicht vom Warnstreik betroffen. Gleiches gilt für die S-Bahn, die nicht von der BVG, sondern von der Deutschen Bahn betrieben wird.

Es ist der zweite 24-stündige Warnstreik der Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde bei der BVG. Vor der Unternehmenszentrale fand am Vormittag eine Kundgebung der Beschäftigten statt.

Die Gewerkschaft hatte den Ausstand am Donnerstag angekündigt und auf das Verständnis der Fahrgäste gesetzt. Mit der Maßnahme will sie den Druck auf die Arbeitgeberseite in den Tarifverhandlungen mit den Berliner Verkehrsbetrieben erhöhen. 

BVG wirft Verdi Eskalation vor

Die Arbeitgeberseite äußerte am Montag erneut Unverständnis über die Maßnahme. „Die frühe Eskalation durch Warnstreiks ist aus Sicht der BVG unverhältnismäßig“, teilte das Unternehmen mit. Die BVG forderte Verdi auf, gemeinsam am Verhandlungstisch Kompromisse zu finden.

Die Gewerkschaft fordert für die rund 16.000 Beschäftigten monatlich 750 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem verlangt sie ein 13. Monatsgehalt, eine Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulage in Höhe von 300 Euro sowie eine Schichtzulage von 200 Euro.

Das Unternehmen bot bei der zweiten Verhandlungsrunde unter anderem 15,3 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten bei einer Laufzeit von vier Jahren bis Ende 2028 an. Der neue Tarifvertrag soll demnach rückwirkend ab 1. Januar 2025 gelten. Enthalten seien auch Steigerungen von bis zu 84 Prozent bei Zulagen, insbesondere für Schichtarbeit und für die 7400 Fahrerinnen und Fahrer, hieß es.

Die nächste Verhandlungsrunde ist für den morgigen Dienstag angesetzt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })