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Berlin: Chansons im Zelt

Bar jeder Vernunft feierte Brel

Wie immer ist es viel zu eng. Klaustrophobie darf man hier nicht haben. Und bar jeder Vernunft darf in der Bar jeder Vernunft noch immer während der Vorstellung gequalmt werden. So auch zur Premiere von Filip Jordens „Hommage à Brel“ am Freitagabend. Eher halbherzig – man will es sich wohl nicht mit den Zigarettenfreunden verderben– bittet Hausherr Holger Klotzbach, den blauen Dunst etwas einzuschränken, bevor er die Bühne für Jordens freigibt. Der junge Belgier hat weniger bekannte, dafür auffallend viel junge Leute ins rappelvolle Zelt gelockt. „Hast Du Klaus Hoffmann gesehen?“, fragt einer nach dem Liedermacher, der auch schon in Berlin mit Brel gefeiert wurde. Hoffmann ist aber nicht da – er entspannt auf Sylt und hat dort am Freitagabend sicher bessere Luft. Dafür ist Gisela Mai da – auch die international bekannte BrechtInterpretin und Chansonsängerin hatte einst Brel in ihrem Repertoire – auf Deutsch. Von den Jüngeren im Zelt meist unerkannt, genießt sie den Abend mit Brel, besser gesagt, mit Jordens aus vollen Zügen – wiegt hingerissen ihren Kopf zur Musik, klopft begeistert den Takt mit den Fingern mit und bewegt bei berühmten Chansons wie „Amsterdam“ oder „Marieke“ gar die blutrot gemalten Lippen und singt auf diese Art lautlos mit. Auf den in seiner Heimat schon als Star gefeierten Filip Jordens wurde die Mai während eines ihrer Meisterkurse von einer Schülerin aus Antwerpen aufmerksam gemacht – der Lehrerin des am Abend bejubelten Belgiers. Gisela Mai lässt sich das nächste Mal am 26. März bejubeln. Da steht sie zum 19. Mal mit ihrem Kurt-Weill-Abend in „ihrem“ Berliner Ensemble auf der Bühne. Auch ihr 20. Weill-Abend im BE steht schon fest: am 31. Mai. Ein ganz besonderer Tag wird es für sie– Gisela Mai feiert ihren 80. Geburtstag. Dass Intendant Claus Peymann ihr anbot, gerade an diesem Tag dort aufzutreten, wo sie ihre größten Erfolge wie die „Mutter Courage“ feierte, macht sie glücklich. „Das ist doch mein Zuhause“, sagt sie übers BE und verspricht dort zum 80. Geburtstag „viele Überraschungen“ auf der Bühne. hema

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