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Neu angekommene Flüchtlinge auf dem Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LaGeSo). Mehr als tausend gaben im vergangenen Jahr an, minderjährig zu sein.

© dpa

Charité und Senatsverwaltung weisen Kritik zurück: Keine Nacktfotos von minderjährigen Flüchtlingen

Jugendverwaltung und Charité haben klar gestellt, dass bei der Altersfeststellung junge Migranter keine Nacktfotos geschossen werden. Diese müssen sich im Zweifel aber ausziehen, wenn die Behörden sie für älter halten.

Von Sandra Dassler

Jugendverwaltung und Charité haben Berichte zurückgewiesen, wonach junge Flüchtlinge in Berlin zwecks Altersbestimmung auch ihre Genitalien beziehungsweise Brüste begutachten lassen müssen. „Eine spezielle Genitaluntersuchung erfolgt in Berlin nicht“, sagte eine Charité-Sprecherin dem Tagesspiegel: „Es werden auch keine Fotoaufnahmen im unbekleideten Zustand gefertigt.“ Allerdings werde im Rahmen einer Ganzkörperuntersuchung unter anderem auch die Schambehaarung in Augenschein genommen. Die Ärzte gingen dabei selbstverständlich mit dem gebotenen Respekt vor, und die Flüchtlinge hätten das Recht, die Untersuchung abzulehnen.

Kosten für Unterbringung sind hoch

Altersgutachten werden unter anderem von der Senatsverwaltung für Jugend in Auftrag gegeben, wenn Zweifel bestehen, dass Flüchtlinge minderjährig sind. Denn Jugendlichen stehen besondere Leistungen zu. Der Sprecher der Jugendverwaltung, Thorsten Metter, sagte, der Grund für die Altersfeststellung sei, „dass wir in den Einrichtungen Kinder und Jugendliche untergebracht haben. In der gleichen Gruppe wollen wir natürlich keine Erwachsenen haben.“

Es gehe nicht darum, Geld zu sparen, sagte Metter. In den Bezirken geht man jedoch davon aus, dass ein Altersfeststellungsverfahren, bei dem unter anderem Zähne, Schlüsselbeine und Handskelett untersucht werden, etwa 1500 Euro kostet – viel weniger als eine monatelange Unterbringung in der Jugendhilfe mit Kosten von täglich zwischen 45 und 120 Euro.

228 Flüchtlinge wurden 2014 vorgeladen

2014 wurden an 228 von insgesamt 1085 in Berlin angekommenen jungen Flüchtlingen Ladungen zur Altersbestimmung verschickt. Der Berliner Flüchtlingsrat und der Bundesfachverband für Unbegleitete Flüchtlinge kritisieren die Untersuchungen scharf. Sie seien medizinisch fragwürdig, würden deutschlandweit nicht nach einheitlichen Standards erfolgen und seien für viele Flüchtlinge extrem belastend.

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