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Berlin: Christopher Street Day: Ein neues, ein offenes Verhältnis

So viel Premiere war selten: Zum ersten Mal flatterte Regenbogenfahnen vor dem Roten Rathaus, zum ersten Mal sprach ein Bundestagspräsident zum Abschluss der Demonstration zum Christopher Street Day und zum ersten Mal verliehen die Organisatoren des verstaltenden CSD e.V.

So viel Premiere war selten: Zum ersten Mal flatterte Regenbogenfahnen vor dem Roten Rathaus, zum ersten Mal sprach ein Bundestagspräsident zum Abschluss der Demonstration zum Christopher Street Day und zum ersten Mal verliehen die Organisatoren des verstaltenden CSD e.V. einen Zivilcourage-Preis. In einer Feierstunde im Roten Rathaus erhielt am Sonntagnachmittag der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, diese Auszeichnung. Der CSD e.V. würdigte damit Spiegels Rede vor dem Brandenburger Tor am 9. November des vergangenen Jahres. Er ehrte aber auch dessen Engagement für die Anerkennung homosexueller Partnerschaften und sein Einsatz für ein Denkmal der homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit dankte in seiner Begrüßung dem CSD e.V. für die Stiftung des Preises und würdigte die politische Dimension des Christopher Street Days. Anders als die Paraden zum Karneval der Kulturen und zur Love Parade stünden an diesem Tag gesellschaftspoltische Forderungen im Vordergrund. Wowereit würdigte, wie bereits am Samstagabend auf der Abschlusskundgebung an der Siegessäule, auch den anderen Preisträgern des Zivilcourage-Preises. Neben Spiegel wurden Schüler und Lehrer des Andreas-Gymnasiums in Friedrichshain für ihr Engagement geehrt, in verschiedenen Projekten und Aktionen gegen Rassismus Mobil zu machen. Mit dem schwulen Überfalltelefon wurde als drittem Preisträger die älteste homosexuelle Opfereinrichtung Deutschlands ausgezeichnet. An vierter Stelle erhielt die lesbisch-schwule Gruppe "Queer gegen rechts" den Preis. Von ihr stammte auch das Motto der diesjährigen Demonstration.

In seiner Dankesrede erinnerte Paul Spiegel daran, dass er im Vorfeld der Preisverleihung immer wieder gefragt wurde, ob er denn diesen Preis auch tatsächlich annehmen werde. "Das hat mich sehr irritiert", sagte Spiegel, offenbar sei es noch immer nicht akzeptiert, auch Homosexuellen unvoreingenommen gegenüber zu treten. Er forderte dazu auf, dass "wir alle uns in unserer Unterschiedlichkeit akzeptieren" sollen, nur so könne Demokratie funktionieren. Spiegel: "Ausgrenzung ist immer der erste Schritt zur Vernichtung." Als Vorsitzender des Zentralrats der Juden hatte Spiegel als einer der ersten die Unterstützerliste für ein Mahnmal der im Dritten Reich ermordeten Homosexuellen unterschrieben.

Die Übergabe des Preises im Roten Rathaus quittierten die Gäste mit langem Applaus. Unter ihnen Bundesfamilienministerin, Christine Bergmann, die Parteivorsitzende der Grünen, Claudia Roth, der rechtspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, und Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye, der zusammen mit Paul Spiegel und anderen den Verein "Gesicht zeigen" vor knapp einem Jahr gründete. Die Zusammenarbeit zwischen CSD e.V. und "Gesicht zeigen" und das Motto des Christopher Street Day ("Wir stellen und que(e)r gegen Rechts") bescherten der Demonstration am Sonnabend eine deutliche politische Ausrichtung, wie sie in der Vergangenheit immer wieder angemahnt worden war.

oew

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