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CHRONIK DER KRAWALLNACHT: Polizisten und Randalierer rannten bis zur Erschöpfung

18.45 UhrDie „Revolutionäre 1.

18.45 Uhr

Die „Revolutionäre 1.-Mai-Demonstration“ beginnt in der Reichenberger Straße mit Reden radikaler Linker. Jutta Ditfurth behauptet, „die soziale Ordnung in Deutschland bleibt eine Gefängnisordnung“. Die etwa 5000 Teilnehmer applaudieren.

19.05 Uhr

Die Demonstration setzt sich in Bewegung. An der Spitze laufen mehrere hundert meist vermummte Autonome hinter einem breiten Transparent mit der Parole „Kapitalismus ist Krise und Krieg“. Schon nach wenigen Minuten fliegen in der Mariannenstraße Steine und Flaschen auf Polizeitransporter und Beamte, die eine Aral-Tankstelle schützen.

19.26 Uhr

Nachdem sich die Lage beruhigt hatte und die Demonstration das Myfest passieren konnten, werfen Autonome in der Muskauer Straße Steine auf einen Trupp der Bundespolizei, der vor einer Apotheke steht. Die Beamten starten einen unerwarteten Gegenangriff und rennen mit Gebrüll in den schwarzen Block. Geschrei, wildes Hin- und Hergerenne, erste Festnahmen.

19.44 Uhr

Die Erregung ist wieder abgeflaut. Am Lausitzer Platz bittet eine Frau vom Lautsprecher-Truck der Demonstration, keine Steine zu werfen, „ihr trefft die eigenen Leute!“

20 Uhr

Der Zug stockt an der Einmündung der Lausitzer in die Wiener Straße. Gerüchte kursieren unter den Demonstranten, die Veranstalter würden mit der Polizei verhandeln. Auf dem Dach eines Eckhauses in der Wiener Straße posiert ein Mann im rosa Hasenkostüm.

20.35 Uhr

Kottbusser Tor: Die Polizei hat ein vorzeitiges Ende der Demonstration erzwungen. Der Marsch durch Neukölln fällt aus, auch die vom Redner noch angekündigte Abschlusskundgebung findet nicht statt.

20.45 Uhr

Zahlreiche Demonstranten ziehen vom Kottbusser Tor westlich in die Skalitzer Straße. Baumaterialien werden auf die Straße gezogen, Steine fliegen auf die Polizei. Sie treibt die Randalierer rasch zurück.

21 Uhr

Autonome bewerfen in der Reichenberger Straße westlich vom Kottbusser Tor die Polizei mit Steinen. Wieder stürmen Beamte heran, schlagen zu und versprühen Pfefferspray.

21.55 Uhr

Das Rondell am Kottbusser Tor ist mit Scherben und Steinen übersät. Polizeitrupps starten immer wieder Attacken auf Randalierer und johlende Sympathisanten. Chaoten versuchen, über die Adalbertstraße den Krawall ins Myfest zu ziehen.

22.15 Uhr

In der Adalbertstraße wird Müll angezündet, der zwischen umgestoßenen Absperrgittern liegt. Die Brandstifter werden von einem Publikum aus angetrunkenen jungen Männern und Frauen mit Rufen und Beifall unterstützt.

22.45 Uhr

Die Polizei dringt vor und umstellt das Feuer. Die vielen Gaffer rufen „haut ab!“

23 Uhr

In der Adalbertstraße ziehen Jugendliche einen Müllcontainer auf die Straße. Zwei Polizisten rennen herbei und verhindern, dass der Behälter angezündet wird. Die Beamten stehen mitten in der schreienden Menge, werden aber nicht körperlich attackiert. Als die Polizisten sich zurückziehen, wird der Plastikcontainer doch angesteckt. Die Menge skandiert singend „alle Bullen sind Schweine“.

23.55 Uhr

An drei Stellen auf der Adalbertstraße brennt Müll, den Randalierer zusammengeschoben haben. Die Polizei greift immer wieder mit kleinen Trupps ein und nimmt Gewalttäter fest.

1.35 Uhr

Von einem Balkon des Neuen Kreuzberger Zentrums am Kottbusser Tor wird brennbare Flüssigkeit auf drei Polizisten geschüttet. Die Beamten fangen Feuer, das aber umgehend von Kollegen gelöscht wird. Verletzungen bleiben aus.

3 Uhr

Die meisten Randalierer haben sich verzogen. Es gibt zwar immer noch vereinzelt Stein- und Flaschenwürfe auf die Polizei, aber für die Beamten ist das Schlimmste überstanden. Viele Polizisten sind völlig erschöpft, die ständige Rennerei in Störergruppen hinein und mit Festgenommenen wieder hinaus hat enorm Kraft gekostet. Auch Randalierer und angetrunkene Partygänger wirken ramponiert. Die Luft ist raus. fan

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