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Berlin: Computer, übernehmen Sie

Der ADAC stattet seine Pannenhelfer mit elektronischen Diagnosesystemen aus

Die Pannenhelfer des ADAC fahren ab Frühjahr mit einem Computer an Bord zum Einsatz: Elektronische Diagnosegeräte sollen künftig vielen liegengebliebenen Autofahrern den Weg in die Werkstatt ersparen. „OnBoard-Diagnose“, kurz OBD, heißt die neue Technik. Mit einem tragbaren Diagnose-PC, verspricht der ADAC, kann dann die Ursache der Panne nicht nur schneller als bisher erkannt, sondern vieles auch direkt an Ort und Stelle repariert werden.

Ein Auto springt zwar an, der Motor läuft aber nur widerwillig – eine Situation, die die Gelben Engel täglich erleben. Dieser Fehler lässt sich oft nicht genau zuordnen. Pannenhelfer suchen manchmal lange nach der Ursache des Problems, montieren nicht selten auch Teile des Armaturenbretts ab. Findet sich der Fehler trotzdem nicht, bleibt meist nur der Abschleppdienst in die nächste Werkstatt oder eine provisorische Reparatur.

In ein paar Wochen gehört diese Prozedur der Vergangenheit an, verspricht Frank Buchholz, Leiter der Pannenhilfe Region Ost, die auch für Berlin-Brandenburg zuständig ist. Allerdings kommen vorerst nur Autos in den Genuss dieser schnellen Fehlerdiagnose, die nicht älter als Baujahr 2000 sind.

Ein Laptop gehört künftig zum festen Inventar der 1700 Fahrzeuge der ADAC-Straßenwacht. Neue Autos verfügen serienmäßig über einen Stecker, an den der Diagnose-Laptop der Helfer angeschlossen wird. Das funktioniert nicht anders als in jeder Autowerkstatt. Über den EU-weit genormten Stecker ist der Laptop mit dem Steuergerät des Pannenfahrzeugs verbunden und nimmt so die Fehlermeldungen des Autos auf dem Rechner entgegen. Jeder der tragbaren Computer verfügt über die Software der Autohersteller und kann so alle Systeminformationen abfragen. Vom Laptop wird die Fehlermeldung elektronisch entschlüsselt.

Jetzt weiß der Pannendienst genau, an welcher Stelle des Autos er den Fehler findet. Und repariert ihn, wenn nicht gerade ein seltenes Ersatzteil fehlt, sofort. Über das Diagnosesystem ist es auch möglich, nach erfolgreicher Reparatur die Fehlerleuchten der Bordelektronik, die bei Pannen in neueren Autos üblicherweise aufleuchten, auszuschalten. Ohne dass ein Autofahrer dafür in die Werkstatt muss.

Ganz freiwillig haben sich die Autohersteller jedoch nicht verpflichtet, ihre Systeminformationen preiszugeben. „Es gab europaweit eine Rebellion. Alle Hersteller haben eigene Elektronik-Systeme geschaffen“, sagt Frank Buchholz vom ADAC. Per Gesetz mussten die Hersteller verpflichtet werden, im Umkreis von 60 bis 80 Zentimetern rund um das Lenkrad die Stecker-Schnittstelle für das OBD-System in Neuwagen einzubauen, um so die Systeminformation für Pannendienste abrufbar zu machen. „Wäre das nicht so, könnten Reparaturen nur noch von Vertragswerkstätten gemacht werden“, sagt Buchholz. Ein Test vor dem bundesweiten Start der Technik habe gezeigt, dass die größte Herausforderung sei, die Stecker-Buchse für den PC-Anschluss zu finden. Bei einigen Autos ist sie im Aschenbecher versteckt.

Für das Hightech-Gerät der Straßenwacht investiert der ADAC pro Fahrzeug rund 2000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Software der Autohersteller. Bundesweit werden bereits 60 OBD-Geräte eingesetzt. In den kommenden Wochen erhalten auch die 152 Pannenhelfer in Berlin und Brandenburg den Computer. meo

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