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Der Angeklagte im Prozess wegen sexuellen Missbrauchs des Kindes seiner damaligen Lebenspartnerin wird in einen Verhandlungssaal des Landgerichts geführt.

© Patrick Pleul/dpa

Cottbus: Fall Franziska: Prozessauftakt gegen Mutter und Lebensgefährten

Die Verhandlung gegen eine Mutter und ihren Partner, die ein Mädchen schwer missbraucht haben sollen, haben am Montag begonnen.

Von Sandra Dassler

Die Angeklagte wirkt älter als 52 Jahre, sie wäre offenbar am liebsten unsichtbar, duckt sich hinter ihren Anwalt, bleibt stumm. Ganz anders ihr mitangeklagter Lebensgefährte. Er hat sich im Gefängnis die Haare lang und dicht wachsen lassen, außerdem trägt er Vollbart und tritt äußerst selbstbewusst auf: „Ich kenne die Strafprozessordnung auch ein wenig“, hält er dem Vorsitzenden Richter gleich zu Beginn entgegen. Fast scheint der 47-jährige Berliner seinen Auftritt vor Gericht zu genießen.

Das Medieninteresse war jedenfalls groß, als am Dienstagmittag vor dem Cottbuser Landgericht der Prozess gegen das ungleiche Paar begann. Monika R. und Uwe P. werden beschuldigt, die damals 12- beziehungsweise 13-jährige Franziska R. in der Wohnung der Mutter versteckt gehalten und sexuell missbraucht zu haben. Der Lebensgefährte ist nicht der leibliche Vater des Mädchens, er befindet sich seit seiner Verhaftung im März in Haft. Die Mutter war zunächst festgenommen, später wieder auf freien Fuß gesetzt worden und hatte Medien gegenüber geäußert, dass die sexuellen Handlungen mit dem Einverständnis ihres Kindes erfolgt wären.

Sie versteckten das Kind im Bettkasten

Franziska war im Oktober 2017 von einem Arztbesuch nicht in die Cottbuser Kindereinrichtung zurückgekommen, in der sie wie ihre jüngere Schwester seit Jahren untergebracht ist. Monatelang war nach ihr gefahndet worden. Die Mutter und ihr Lebensgefährte hatten sie beziehungsweise ihre vermeintlichen Entführer sogar über die Medien angefleht – in Wahrheit versteckten sie das Kind bei Besuchen der Polizei in einem Bettkasten, bis es nach einem Zeugenhinweis bei einer Wohnungsdurchsuchung schließlich entdeckt wurde.

Die Staatsanwältin warf den beiden zum Prozessauftakt „schweren sexuellen Missbrauch eines Kindes in mehr als 90 Fällen sowie Entziehung eines Minderjährigen“ vor. Bei einigen Taten lautet der Vorwurf gegen die Mutter auf Beihilfe.

Franziska, die inzwischen 14 Jahre alt ist, wird als Nebenklägerin von einer Anwältin vertreten. Diese erklärte, dass Franziska nicht in der Hauptverhandlung und nur gegen den Angeklagten, aber nicht gegen ihre Mutter aussagen wolle: „Das erleben wir oft bei kindlichen Opfern, die ihre Eltern trotz alledem noch lieben.“

Das Mädchen lebt seit Jahren in einer Kindereinrichtung, es soll am kommenden Montag vor Gericht erscheinen. Seine Anwältin beantragte daraufhin, dass die Öffentlichkeit aus Gründen des Opfer- und Kinderschutzes während dieser Zeit vom Prozess ausgeschlossen wird. Die Entscheidung darüber trifft das Gericht. Das Urteil wird im März erwartet.

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