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Berlin: CSA & Green Door

Eine kleine Anzahlung auf das jährliche Cocktailbar-Ranking darf mal sein. Vor allem, wenn bei zwei Favoriten gegenläufige Tendenzen zu erkennen sind.

Von Frank Jansen

Eine kleine Anzahlung auf das jährliche Cocktailbar-Ranking darf mal sein. Vor allem, wenn bei zwei Favoriten gegenläufige Tendenzen zu erkennen sind. Beginnen wir mit der CSA-Bar, die seit 2004 ganz oben dabei ist und deshalb natürlich von drinking man und compañera besonders streng zu prüfen ist. Wird das Niveau gehalten, oder setzen Nachlässigkeiten ein, bei den Drinks, beim Service, in der Pflege von Interieur und Atmosphäre? Beim jüngsten Besuch war der erste Eindruck positiv. Das Antlitz der CSA-Bar hat sich nicht verändert. Auch wenn das Understatement immer noch eine halbwegs auffällige Außenreklame verhindert.

Innen bleibt das einstige Berliner Hauptbüro der Ceskoslovensko Aerolinie an der Karl-Marx-Allee ein ironisch dekoriertes Prachtbauabteil des Sozialismus. An der weißen Tresenwand hängen, wie großes Salatbesteck, zwei längliche Skulpturen, auch klinisch weiß – wie der Tresen selbst. In den Räumen links und rechts stehen immer noch die Holzwürfeltische mit den eingebauten, putzigen Drehaschenbechern. Eilig kam eine Servierdame herbei, um Jacke und Mantel in Empfang zu nehmen. Leider nicht selbstverständlich in Berliner Bars.

Die Dame brachte außerdem mit der Karte zwei Gläser Wasser. Perfekt. Es vermag dann kaum noch zu überraschen, dass die Drinks ähnlich sorgsam komponiert und serviert werden. Der Deep South (Champagner, Rose’s Lime Juice, Southern Comfort, Rum Brown) schmeckte sehr gut, der Cosmopolitan war kongenial – wenn auch „etwas herber als üblich“, wie die compañera bemerkte. Der Brandy Alexander entführte als eine Art verflüssigte Weihnachtspraline in ein Winteridyll mit viel Schnee und langen Abenden am offenen Kamin. Auf die Frage nach Snacks brachte die Servierdame eine quadratische Schale mit grünen Oliven und stellte noch ein Glas voller Salzstangen dazu. Aufmerksamer kann Service kaum sein. Die CSA-Bar, so viel sei schon verraten, wird im Ranking wieder weit oben landen.

Beim Green Door, einer der Kultstätten des Berliner Cocktailwesens, ist das nicht ganz so sicher. Leider. Denn die Bar ist immer noch wie geschaffen für das elegant drinking: Ein langer, dunkler Holztresen, dahinter die grün-braune Urschleimwand, flankiert von patinös angegilbter Karotapete – und gegenüber vom Tresen zieht sich eine wellige, weiße Wand mit einer Furche entlang, in der die Gäste ihre Cocktailgläser abstellen können. Sehr, sehr schön. Aber, wie schon die E-Mail einer empörten aficionada ahnen ließ, hat der ewige Ruhm das Personal etwas hochmütig werden lassen. Als der drinking man und ein compañero nach der Karte fragten und dann die Drinks bestellten, blieb der Keeper unentwegt stumm. Als sei ihm jedes Wort bei diesem profanen Handwerk lästig. Mai Tai und Gin Tai waren zwar, wie gewohnt, superb, doch der Eindruck einer leicht hochnäsigen Bedienung verstärkte sich noch. Der Keeper reichte zwei Gläser Wasser erst nach ausdrücklicher Bitte – und mit einer Verzögerung, die wohl demonstrativ wirken sollte. Schade. Vielleicht sollte die Green-Door-Crew mal einen Abend in der CSA-Bar verbringen.

CSA-Bar, Karl-Marx-Allee 96, Friedrichshain, Tel.: 29 04 47 41, ab 20 Uhr; Green Door, Winterfeldtstraße 50, Schöneberg, Tel.: 215 25 15, montags bis donnerstags 18 bis 3 Uhr, freitags/samstags bis 4 Uhr, sonntags geschlossen.

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