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Berlin: Da ist Magie im Spiel

Sie ringen um Lebenspunkte und senden Monster gegen ihre Konkurrenten aus: 350 Fans des Fantasy-Kartenspiels „Magic“ tragen im Estrel ihre Weltmeisterschaft aus

Dem Magier Mark ist das Glück heute nicht hold. Der hagere, schwarz gekleidete Zauberer vergräbt das Gesicht in den Händen und scharrt angespannt mit den Füßen. Sein Kontrahent Jonathan, ein blonder Hüne aus Schweden, wirft ihm einen argwöhnischen Blick zu. Das Duell der beiden Meister der Magie wird unerbittlich geführt: Urtümliche Monster führen sie gegeneinander ins Feld, Trolle und Elfen sind ihre Helfer. Wie zwischen den Zauberern Gandalf und Saruman aus dem Kinofilm „Der Herr der Ringe“ wird hier ein magischer Wettstreit ausgetragen – am Kartentisch.

Denn Magier Mark hatte noch nie einen Zauberstab in der Hand. Er ist vielmehr Kartenspieler und Sammler. Im bürgerlichen Leben verdingt sich der 30-jährige Mark Ziegner als Rechtsreferendar. Seine Leidenschaft gilt dem strategischen Fantasy-Kartenspiel „Magic“, bei dem sich zwei Spieler in der Rolle von Zauberern gegenüberstehen und sich mit Hilfe von Spielkarten einen Wettstreit liefern. Ziegner ist einer von mehr als 350 Spielern aus 59 Ländern, die bis zum Sonntag im Neuköllner Estrel Convention Center zum mittlerweile zehnten Mal um den „Magic“-Weltmeistertitel ringen. Der bedächtige Mainzer gehört zum engeren Favoritenkreis: Bei der letzten WM in Sydney schaffte er es bis ins Finale. Als Vizeweltmeister brachte er es damit immerhin auf ein Preisgeld von rund 29 000 Euro, das von Hasbro, dem US-amerikanischen Verleger von „Magic“ spendiert wurde. Jetzt geht es immerhin um ein Preisgelder von insgesamt 300 000 Dollar

Das Kartenspiel wurde 1993 vom amerikanischen Mathematiker Richard Garfield erfunden. Jeder Spieler stellt sich einen eigenen Stapel mit 60 Karten zusammen. Alle haben unterschiedliche Bedeutungen und Wertigkeiten: Einige enthalten Zaubersprüche, mit anderen können magische Kreaturen gegen den Kontrahenten ausgesandt werden. Am Anfang erhält der Magier ein Konto von zwanzig Lebenspunkten. Wer zuerst bei null ist, hat verloren.

Junge Männer in kurzen Hosen und mit mystischen Symbolen auf dem T-Shirt sehen den Turnierspielern kritisch über die Schulter. Weibliche Teilnehmer sind eindeutig in der Minderheit. „Frauen scheinen das Spiel nicht so zu mögen“, stellt Eda Bilsel fest. Sie ist eine der wenigen Frauen, die sich für die Endrunde qualifizieren konnten. Das Spiel sei sehr zeitaufwändig und damit für Frauen weniger attraktiv, vermutet sie.

Für Mark Ziegner ging das erste Turnierspiel gegen den Schweden Jonathan Bergström übrigens unentschieden aus. „Ich hätte gewonnen, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte“, stöhnt der 30-Jährige. „Ich hoffe, dass mich das Pech nicht den ganzen Tag verfolgt.“ Ach, wenn er doch nur zaubern könnte.

Michael Draeke

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