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Dahme-Spreewald: Sechs Tote nach Verfolgungsjagd

Bei einer Verfolgungsjagd im brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald sind in der Nacht sechs Menschen ums Leben gekommen. Der verunglückte PKW sollte wegen des Verdachts der Schleuserkriminalität kontrolliert werden.

Königs Wusterhausen - Der Einsatz erfolgte unter Leitung der Bundespolizei und stand in Verbindung mit einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Leipzig gegen eine Schleuserbande. Zur Aufklärung des Vorfalls hat das Polizeipräsidium Frankfurt (Oder) eine Ermittlungsgruppe gebildet. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) bedauerte den Tod der sechs Menschen.

Nach Angaben der Polizei beachtete der Fahrer des Wagens bei der Kontrolle die Stoppzeichen der Polizei nicht, sondern gab Gas und flüchtete auf einer Kreisstraße zwischen den Ortschaften Kablow und Dannenreich. Die Polizei verfolgte das Fahrzeug «in einigem Abstand». Medienangaben zufolge waren Beamte des Landeskriminalamtes (LKA) und der Bundespolizei beteiligt.

Gegen 23.30 Uhr geriet der Fluchtwagen wegen überhöhter Geschwindigkeit ins Schleudern und prallte am Ortseingang Dannenreich gegen mehrere Bäume. Drei der acht Passagiere starben noch an der Unfallstelle, drei weitere in einem Krankenhaus. Zwei weitere Personen wurden schwer verletzt in eine Klinik eingeliefert. Unter den Getöteten befinden sich ein Vietnamese und ein Tscheche. Die Identität der übrigen Personen sei noch ungeklärt, betonte der Polizeisprecher.

Ermittlungen gegen mutmaßlichen Schleuser

Der Sprecher der Leipziger Staatsanwaltschaft, Lutz Lehmann, bestätigte, dass gegen einen der Getöteten wegen «gewerbsmäßigem Einschleusen von Ausländern» ermittelt worden sei. Mit der Durchführung sei die Bundespolizei beauftragt worden. Weitere Angaben wollte Lehmann vorerst nicht machen.

Schönbohm hob hervor: «Die ums Leben gekommenen, illegal geschleusten Ausländer sind das Opfer einer menschenverachtenden kriminellen Bande, die mit der Not anderer ihre miesen Geschäfte macht.» Diese Kriminellen trügen auch die Verantwortung für den Tod der sechs Menschen.

Dem Königs Wusterhausener Polizeisprecher zufolge besteht schon seit längerem eine gemeinsame Ermittlungsgruppe Schleuserkriminalität aus Bundespolizei und Schutzbereich Dahme-Spreewald mit Sitz in Schönefeld. Ausländer würden in erster Linie über die polnische Grenze geschleust und über die Autobahn in die Region Schönefeld/Waltersdorf gebracht. Dort würden sie dann ausgesetzt.

Der Sprecher sagte weiter, die Zahl eingeschleuster Personen sei in den vergangenen Jahren «stark rückläufig». Deutschland sei für Schleuserbanden nicht mehr vorrangiges Ziel. Sie bevorzugten jetzt Portugal, Spanien und Italien. (tso/ddp)

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