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Berlin: Das 25-Millionen-Lifting

Über fünf Jahre war es geschlossen – das Deutsche Historische Museum. Heute wird mit Politprominenz das Ende der Bauarbeiten gefeiert. Am Sonnabend darf jeder rein

Jetzt wird es für einen Moment ganz feierlich: Mit einer Rede unter dem schönen Motto „Pei und Schinkel endlich vereint“ eröffnet am Donnerstagabend Staatsministerin Christina Weiss das Zeughaus Unter den Linden. Nach über fünfjähriger Bauzeit – das Haus war am 31. Dezember 1998 geschlossen worden – öffnen sich wieder die schweren Eichentüren des Deutschen Historischen Museums. Vorbei die Zeit, da die einstige Preußische Waffenkammer, dieses 300 Jahre alte architektonische Juwel, mit schnöden Planen verhängt war – unzählige Male rüttelten, als das Haus in neuem äußeren Glanz erstrahlte, Touristen an der Türklinke, umsonst. Es wurde für 25 Millionen Euro umgebaut und modernisiert. Ab Sonnabend nun darf jedermann hineingehen ins geliftete Haus.

Aber möglicherweise wird die große Erwartung, die das riesige, repräsentative Geschichtsmuseum bei unkundigen Touristen weckt, ein wenig enttäuscht. „Die Dauerausstellung kommt erst Anfang 2005“, sagte gestern Hausherr Hans Ottomeyer, „es dauert eben, wie der Name schon sagt.“ Dann aber sollen auf zwei Etagen etwa eine Million Objekte aus der fast 300-jährigen Sammlungsgeschichte ausgebreitet werden, vom Ritterhelm aus dem 13. Jahrhundert bis zu einer Bau-„Platte“ aus Marzahn, Transparenten der historischen Massen-Demo auf dem Alexanderplatz am 4. November 1989 und einem Karton mit Gerhard Schröders Utensilien beim Hauptstadtumzug an die Spree. Das ist Zukunftsmusik.

Momentan kommen wir nurmehr ins leere Museum und vom Eingang gerade mal bis ins Foyer, können uns dort rechts im neu eingerichteten Museumsladen umschauen und einkaufen – von der Postkarte über Kataloge und Bücher bis zu Nachbildungen von Ausstellungsstücken –, um dann das neue Glanzstück des Hauses zu bewundern: Der überdachte Schlüterhof lädt zur intensiven Betrachtung der Schlüterschen „Masken sterbender Krieger“, die wie neu scheinen, als ob sie der Meister gerade erschaffen hat. In diesem Raum, allerdings ohne das schützende Dach, versammelten sich früher, als das Zeughaus noch „Museum für Deutsche Geschichte“ hieß, andächtig die Berliner Musikfreunde zu den traditionellen Konzerten im Schlüterhof – manchmal ein wenig von den Signalen vorbeirauschender Feuerwehrautos, mauerferner Flieger oder naher Singvögel untermalt. Heute hat sich die Halle unter dem weitgespannten Glasdach bereits mehrfach als Ort für festliche Veranstaltungen und lockere „Events“ bewährt.

Vom Schlüterhof kommt man nun direkt in die neue Ausstellungshalle von I.M. Pei, das DHM hat also ab Sonnabend (täglich von 10 bis 18 Uhr) zwei Eingänge – einen direkt an der „Spindel“ ins gläserne, spiralförmige Treppenhaus Hinter dem Gießhaus, den anderen von den „Linden“ aus. Einen dritten Eingang ins Haus gibt es von der Wasserseite ins Zeughaus- Kino, wo am heutigen Donnerstag zwei Filme laufen, die sich mit dem Terrorismus der 70er Jahre befassen: „Die innere Sicherheit“ (18.15 Uhr) und „Stammheim“ (20.30 Uhr). Das benachbarte Restaurant-Café ist aber noch im Bau.

Im Ausstellungsgebäude erwarten den Besucher eine von keinerlei Aktualität getrübte Schau über das Jagdwesen bei Hofe und, seit heute, der fotografische Rückblick auf das 20. Jahrhundert. Das Deutsche Historische Museum besitzt eine Sammlung von 1,8 Millionen Negativen und 400000 Abzügen, das schrie geradezu danach, einmal ausgewählt und ausgestellt zu werden. Nun zeigen 400 Motive ein Panorama von 1880 bis 1990, ein deutsches Familienalbum, „das einen Einblick in die großen und kleinen Momente der Geschichte und die kollektiven wie persönlichen Erinnerungen der Deutschen ermöglicht“, wie uns der Katalog erklärt.

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