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Berlin: Das "Kopenhagen" am Kurfürstendamm kam gestern unter den Hammer

Der letzte Hering mit der Nummer 13 auf der meterlangen Speisekarte ist verzehrt. Gestern wurde das "Kopenhagen" am Kurfürstendamm versteigert.

Der letzte Hering mit der Nummer 13 auf der meterlangen Speisekarte ist verzehrt. Gestern wurde das "Kopenhagen" am Kurfürstendamm versteigert.

Noch einmal kamen so viele, wie an dem Tag in diesem Sommer, als publik wurde, dass am 15. Dezember der dänische "Edelimbiss" schließt - so nannte "Kopenhagen"-Chef Peter Hilpold selbst die gastronomische Reliquie am Kurfürstendamm. Wo alte Damen nachmittags Kaffee und Kuchen genossen und den Blick auf den Kudamm dazu, gibt es demnächst Luxuskarossen.

Wer gestern nicht die blauweißen dänischen Jahresteller der Manufaktur Royal Kopenhagen ersteigern wollte, die in der Versteigerungsliste mit "Fröhliche Weihnachten" oder "Andacht der Spatzen" und "Das Wichtelmännchen wartet auf die Grütze" poetisch beschrieben wurden, nicht einen der Antik-Kronleuchter oder die "Jagdgesellschaft" auf einem Gobelin, sondern gleich den gesamten Wintergarten - der hat jetzt viel Arbeit. Bis zum 31. Dezember muß das "Kopenhagen" komplett abgebaut sein, wies dringlich der Auktionator hin.

Dem einen oder anderen Stück "Kopenhagen" begegnet man sicher demnächst irgendwo wieder. Männer, die aussahen, als liessen sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen, schlugen gestern gleich komplett zu. Für 2000 Mark konnte man sich da schon eine kleine Eckkneipe stilvoll möbilieren, den "zehnkerzigen Deckenleuchter" gab es für 150 Mark dazu.

Die drei bleiverglasten Fenster, auf denen im Hintergrund des schlauchförmigen Lokals immer die "Kleine Meerjungfrau" und das "Wappen von Kopenhagen" leuchteten, bekam einer für 1500 Mark zugeschlagen. Zum Posten Mörser, Salz- und Pefferstreuer und Tischvasen gab es auch frische Rosen, die noch in den Blumengefäßen steckten. Die holzgetäfelte Decken- und Wandverkleidung schaukelte sich im Kaufinteresse von 200 auf 2600 Mark hoch - "bis 31. Dezember muss sie raus sein", warnte da wieder der Auktionator.

Der Gobelin "Landschaft mit Säulenpavillon" erbrachte 3200 Mark, nachdem seine silbergrauhaarige Interessentin erfahren hatte, dass es sich bei der angekündigten leichten Beschädigung nur um eine kleine angekokelte Ecke handele. Nur wer da einst im gediegenen "Kopenhagen" so stürmisch umherfuchtelte, wird nun ewiges Geheimnis bleiben.

hema

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