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Berlin: Das macht Doping mit dem Körper

Auf der Liste der Anti-Doping-Agentur WADA stehen derzeit an die 180 Wirkstoffe. Man unterteilt die verbotenen Stoffe in sieben Gruppen .

Auf der Liste der Anti-Doping-Agentur WADA stehen derzeit an die 180 Wirkstoffe. Man unterteilt die verbotenen Stoffe in sieben Gruppen . Zu ihnen gehören Cannabispräparate, schmerzstillende Narkotika, Beta2-Antagonisten, die die Atemleistung steigern, und Antiöstrogene, die die Wirkung weiblicher Sexualhormone einschränken. Außerdem Glucocorticoide, die den Fett- und Eiweißstoffwechsel beeinflussen, sowie gewichtsreduzierende Diurektika, die zugleich die Spuren anderer Mittel verwischen. Besonders wichtig sind aber Stimulanzien, Anabolika und Peptidhormone.

Der Name deutet es schon an: Stimulanzien steigern die Aktivität des Organismus. Sie gleichen den körpereigenen Stoffen Adrenalin und Noradrenalin, die auch als Stresshormone bezeichnet werden. Stimulanzien sind die Klassiker im Doping. Bekannt ist vor allem Amphetamin, ein Stoff, den schon Kampfpiloten im Zweiten Weltkrieg gegen Müdigkeit einnahmen. Sie werden meist als Tablette geschluckt, über die Darmschleimhaut ins Blut transportiert und reisen so zu den Nervenzellen im Gehirn. Einige dieser Zellen „kommunizieren“ durch Botenstoffe wie Adrenalin. Zelle A schickt Adrenalin zu Zelle B, fängt den Stoff danach aber wieder mit Hilfe von „Carriern“ ein, um ihn erneut zu verwenden. Amphetamin kann diese Carrier blockieren. So bleiben Adrenalin und Noradrenalin länger wirksam: Herzkraft und -frequenz sind gesteigert. Der Körper arbeitet mit voller Leistung.

Die meisten Menschen denken beim Begriff Doping aber wahrscheinlich an Anabolika. Ein wichtiges Anabolikum ist Nandrolon, ein synthetischer Nachbau des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. Deshalb vermännlichen Sportlerinnen unter starkem Anabolika-Einfluss: Ihre Brüste bilden sich zurück, ihre Stimmen werden tiefer. Anabolika wie Nandrolon spritzt man meist direkt in die Muskulatur. Dort dringen sie in die einzelnen Zellen ein und binden an Rezeptoren des Zellkerns, die das Erbgut DNS aktivieren. Eine verstärkte Eiweißbildung der Zelle wird ausgelöst. Die Eiweiße sind Bausteine für die Muskulatur und lassen jeden Muskel, der trainiert wird, wachsen.

Während Anabolika in Kraftsportarten wie Gewichtheben eingesetzt werden, kommen im Ausdauersport Peptidhormone als Doping-Mittel zum Einsatz. Der wichtigste Stoff dieser Gruppe heißt Erythropoetin (Epo). Er ist die exakte Nachbildung einer Substanz, die der Mensch in seiner Niere selbst produziert. Epo besitzt als Medikament gegen Blutarmut auch fernab des Dopings große Bedeutung. Der Stoff ist ein Eiweiß aus einer langen Kette von 165 Aminosäuren, an deren Seite Kohlehydrate angehängt sind. Mit diesen zusätzlichen Molekülen kann Epo im Körper an bestimmte Stellen des Knochenmarks andocken. Durch die Verbindung mit dem Knochenmark wird die Bildung von Stammzellen stimuliert, in denen wiederum rote Blutkörperchen entstehen. Je häufiger diese im Blut vorhanden sind, desto mehr Sauerstoff kann auch durch den Körper transportiert werden: Zellen und ganze Organe werden besser versorgt und steigern ihre Leistung.

Kein Athlet kann risikolos dopen, denn jede leistungssteigernde Substanz hinterlässt Spuren im Körper. „In Turin wird es etwa 1500 Proben geben“, sagt Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule in Köln. „Das heißt, dass etwa jeder dritte Athlet kontrolliert wird.“

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