zum Hauptinhalt
Verlängerung geglückt: An der Warschauer Straße halten von Montag an auch Züge der Linie U 3.

© imago/Stefan Zeitz

Öffentlicher Nahverkehr in Berlin: Das plant die Verkehrssenatorin für Berlins U-Bahnen

Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther will mehrere Streckenverlängerungen bei der U-Bahn prüfen. Doch ihr Vorstoß ist umstritten – selbst in der eigenen Verwaltung.

Ganz oben will man in die Tiefe gehen. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sowie Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) und ihr Staatssekretär Jens-Holger Kirchner gelten als Befürworter eines Weiterbaus der U-Bahn. Auch die Senatskanzlei mischt hier nach Tagesspiegel-Informationen kräftig mit. Favorisiert werden derzeit drei Streckenverlängerungen: Bei der U 6 vom Kurt-Schumacher-Platz zur geplanten „Urban Tech Republic“ auf dem heutigen Flughafengelände in Tegel, bei der U 7 von Rudow zum S-Bahnhof Flughafen Schönefeld und bei der U 8 von Wittenau zum Senftenberger Ring im Märkischen Viertel. Weiter unten, an der Basis der Koalitionsparteien, sind die Pläne umstritten.

Im Koalitionsvertrag ist in dieser Legislaturperiode nur der Bau weiterer Straßenbahn-Strecken verabredet. Für U-Bahn-Bauten gibt es keine Termine und derzeit auch keine Finanzierung. Ein Kilometer U-Bahn kostet grob gerechnet mindestens 100 Millionen Euro; bei der Straßenbahn kalkuliert man mit 10 bis 12 Millionen Euro.

U-Bahn-Planungen, die womöglich in weiter Ferne liegen, jetzt zu diskutieren, sei nicht zielführend, sagte der Sprecher der Grünen–Landesarbeitsgemeinschaft Mobilität, Matthias Dittmer, dem Tagesspiegel. Die nicht ausreichend vorhandenen Planungskapazitäten der Senatsverwaltung sollten sich auf den Straßenbahn-Ausbau konzentrieren. Und auch bei den Radverkehrsprojekten gebe es immer noch nichts Zählbares.

Selbst in der eigenen Verwaltung ist Günthers Vorstoß umstritten. Dort weist man darauf hin, dass das Gelände in Tegel und auch das Märkische Viertel viel billiger und schneller mit einer Straßenbahn erschlossen werden könnten. Eine Verlängerung der U 7 nur bis zum S-Bahnhof in Schönefeld sei zudem unsinnig und unwirtschaftlich. Wenn schon, müsste die U-Bahn bis zum Flughafen gebaut werden und dort unter dem zweiten Terminal enden, der in Planung ist.

Günther wolle ihre Pläne demnächst im Senat besprechen lassen, sagte der Sprecher der Verwaltung, Matthias Tang. Dann soll weiter geprüft werden. Einzelheiten nannte er nicht. Im Sommer 2017 hatte der Senat den Vorschlag Günthers angenommen, die Möglichkeiten eines weiteren U-Bahn-Ausbaus zu prüfen. Darunter waren auch der Lückenschluss der U 1 zwischen Uhlandstraße und Adenauerplatz sowie Verlängerungen der U 2 und U 9 jeweils bis Pankow Kirche.

Kein Lückenschluss zwischen Krumme Lanke und Mexikoplatz

Aus dem Rennen waren schon damals der Lückenschluss zwischen dem U-Bahnhof Krumme Lanke und der S-Bahn-Station Mexikoplatz sowie der Weiterbau der U 2 von Ruhleben zum Rathaus Spandau und der U 9 vom Rathaus Steglitz nach Lankwitz. Auch der Neubau einer U 10 vom Adenauerplatz nach Weißensee wurde damals als zu teuer eingestuft. Die Nachfrage könnten neue Straßenbahnen befriedigen, die 50 Meter lang sein sollen, sagen Planer.

Trotzdem gibt es bei der U-Bahn ganz schnell Zuwachs. Von Montag an verlängert die BVG wie angekündigt die Streckenführung der U 3 von Krumme Lanke über den bisherigen Endpunkt Nollendorfplatz hinaus tagsüber bis zur Warschauer Straße. Gemeinsam mit der U 1 fahren dann montags bis freitags zwischen Wittenbergplatz und Warschauer Straße alle drei bis vier Minuten Züge. Bisher lag der Abstand bei fünf Minuten. Diesen gibt es jetzt tagsüber nur noch an den Wochenenden. Frühmorgens und spätabends sowie im Wochenend-Nachtverkehr fahren die Züge der U 3 wie bisher weiter nur bis Nollendorfplatz.

In den Hauptverkehrszeiten erhöht die BVG auf dem gemeinsamen Streckenabschnitt der U 1 und U 3 ihr Angebot um 12,5 Prozent. Zur Uhlandstraße fahren die Züge allerdings nur noch alle zehn Minuten statt im Fünf-Minuten-Takt.

Nutznießer der verlängerten U 3 sind vor allem Studierende, die nun wieder umsteigefrei von Kreuzberg zur Freien Universität und zurück fahren können. Und statt der bisherigen Vier-Wagen-Kurzzüge soll es Einheiten mit mindestens sechs Wagen geben.

Zudem wird im Bahnhof Wittenbergplatz das Umsteigen aus Zügen der U 2 aus Ruhleben zur Weiterfahrt Richtung Warschauer Straße einfacher, weil man nicht mehr den Bahnsteig wechseln muss.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false