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Berlin: Das Riesenrad gewinnt an Fahrt

Senatsgutachten: Von Millionen-Projekt neben Technikmuseum könnten beide Einrichtungen profitieren

Die Diskussion um den Bau eines Riesenrades am Gleisdreieck erhält neue Impulse. Grundlage sind die Ergebnisse eines Gutachtens, das die Stadtentwicklungsbehörde in Auftrag gegeben hat. Die Ergebnisse hat die Verwaltung von Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) bisher nicht öffentlich gemacht. Seit gut vier Wochen liegt das Gutachten auf dem Tisch. Die Kernaussage: Das Deutsche Technikmuseum könnte durch die direkte Nachbarschaft des geplanten Riesenrades an Attraktivität gewinnen. Voraussetzung wäre aber eine sehr enge Kooperation von Museum und Riesenrad. Dann könnten beide profitieren und zu einem Besuchermagneten werden. Ohne eine solche Zusammenarbeit würde das Technik-Museum unter der Konkurrenz leiden.

Geplant ist der Bau eines 175 Meter hohen Riesenrades nach dem Vorbild in London. Es wäre allerdings noch 40 Meter höher als das Pendant an der Themse. Vorgesehen ist, das Rad auf der Fläche der alten Eisenbahnschuppen entlang der Möckernstraße in Kreuzberg zu errichten. Das wäre direkt neben dem Technikmuseum und nur ein paar Schritte entfernt von der großen Grünanlage, die sich Bezirk und Senat am Gleisdreieck wünschen. Sowohl Bezirk als auch Senat wollen aber dem Technikmuseum keine Konkurrenz machen. Die möglichen Auswirkungen des Riesenrades untersuchte deshalb das BAT-Freizeitforschungsinstitut von Horst W. Opaschowski aus Hamburg.

Die Kernaussagen des Gutachtens bestätigte ein Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung gegenüber dem Tagesspiegel. Genauere Angaben über den Inhalt machte er jedoch nicht. Fest steht jedoch: Wenn das Riesenrad als Unternehmen für sich steht, dann verliert das Technikmuseum. Die erwarteten 1,2 bis 1,4 Millionen Besucher pro Jahr würden schon so viel Geld für eine Fahrt mit dem Riesenrad ausgeben, dass nur ein Bruchteil von ihnen bereit wäre, noch einmal Geld für einen Eintritt im Technikmuseum zu bezahlen. Ein anderes Bild ergibt sich bei einer engen Patenschaft zwischen beiden, wenn zum Beispiel Museumseintritt und Fahrt mit dem Riesenrad als Kombi-Ticket zu haben wären, das Riesenrad quasi als eine Attraktion des Museums verkauft werden würde. Dann würde auch das Technikmuseum von den Besucherströmen profitieren.

Doch die Bereitschaft zu einer solchen Kooperation ist bei der Museumsleitung nicht besonders ausgeprägt. Zu tief sitzt die Angst, künftig nur noch ein Anhängsel des Riesenrades zu sein. Gegen das Museum will aber keine Verwaltung entscheiden. „Der Bezirk ist dafür, wenn das Museum profitiert“, sagt Baustadtrat Franz Schulz (Grüne). Junge-Reyer sorgt sich darüber hinaus über finanzielle Risiken: „Ich werde keine Investitionsruine dulden oder ein Risiko eingehen, dass in irgendeiner Weise das Land in die Pflicht genommen werden kann, um das Rad bei einer Insolvenz zu Ende zu bauen.“

Anfang September soll zwischen den beteiligten Verwaltungen eine Entscheidung fallen. Das weiß auch der Riesenrad-Investor und lockt mit einem Grundstücksdeal. Er würde für 5,4 Millionen Euro eine Fläche kaufen, die das Land bräuchte, um langfristig geplante Erweiterungsbauten des Technikmuseums zu realisieren. Im Gegenzug erhielte er die weit weniger wertvolle Fläche, auf der er sein Riesenrad bauen will, die aber im Besitz des Landes ist. Berlin würde auf diesem Weg gut zwei Millionen Euro gewinnen und käme dem Ziel, einem attraktiven Park am Gleisdreieck, ein Stück näher.

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