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Berlin: Das Schweigen durchbrechen Kampagne gegen Suizide

von jungen Türkinnen

In der Türkei schockierte die Meldung die Öffentlichkeit: Die Suizidrate in Anatolien ist unter Frauen doppelt so hoch wie die der Männer. Aber auch in Deutschland nehmen sich junge Türkinnen im Vergleich zu gleichaltrigen Deutschen fast doppelt so häufig das Leben – eine Erkenntnis, die die Charité dazu bewogen hat, mit der Kampagne „Beende dein Schweigen, nicht dein Leben“ zu beginnen. In deutscher und türkischer Sprache wird für das Beratungsangebot geworben. Psychotherapeutische Angebote werden von Menschen mit Migrationshintergrund seltener genutzt als von Deutschen. Deshalb müsste das Angebot an die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst werden, sagt Andreas Heinz von der Charité. Die Kampagne soll türkische Mädchen erreichen, die sich nicht trauen, eine Beratungsstelle aufzusuchen.

Die Gründe für die hohe Suizidrate könne man nur erahnen, heißt es bei der Charité. Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) vermutet, dass gerade bei jungen Frauen aus türkischen Familien ein großer Konflikt zwischen traditionellen Rollenerwartungen und Erfahrungen im Alltag entsteht, mit denen sie nicht umzugehen wissen. Gewalt in der Familie, verbotene Liebesbeziehungen oder „Ausgrenzung durch die deutsche Gesellschaft“ könnten einige der Probleme sein, an denen die Mädchen verzweifeln.

Mit Plakaten, Flyern und Radiowerbung sollen die Betroffenen erreicht und dazu bewegt werden, sich Hilfe zu holen, zum Beispiel bei der kostenlosen Telefonhotline. Muttersprachler und erfahrene Akteure wurden in Workshops ausgebildet, damit sie Depressionen besser erkennen und Hilfestellung geben können. Zudem soll auch die Öffentlichkeit für das Thema stärker sensibilisiert werden.

Um mehr Licht ins statistische Dunkel zu bringen, werden nun in allen Berliner Rettungsstellen in den nächsten zweieinhalb Jahren anonymisierte Daten von Suizidversuchen türkischer Frauen erhoben. Danach soll ausgewertet werden, in wieweit die Kampagne einen Rückgang bewirken konnte. Marianna Mamonova

Marianna Mamonova

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