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Berlin: Das versteckte Badeparadies

Vom Versuch, am Müggelsee ins Wasser zu kommen – was eine Familie an einem Ferientag erlebt hat. Und was sie entdeckte

Von Sandra Dassler

„Heute Schwimmbad geh’n. Plitsch, platsch machen.“ Der zweijährige Til Francis trampelt begeistert auf dem Bettvorleger herum. „Wir waren lange nicht am Müggelsee“, sagt mein Mann. Also toben wir nach dem Mittagsschlaf los. In Köpenick wirft mein beifahrender Mann einen professionellen Blick auf den Stadtplan: „Fahr’ ins Strandbad Friedrichshagen. Das ist näher.“

Ein schwerer Fehler: Zwar finden wir einen Parkplatz und auch das Schild „Strandbad Friedrichshagen“. Leider steht daneben aber auch: „Vereinsbad der Turngemeinde in Berlin 1848 e.V.“. Das Bad wurde im vergangenen Jahr vom Schwimmverein Köpenick übernommen. „Plitsch, platsch machen“, quengelt der Kleine. „Es gibt Schnupperkarten, aber wegen drei Leuten öffnen die nicht“, sagt ein freundlicher Anwohner: „Und es ist ja schon 17 Uhr.“ Wir verstehen nicht: „Es ist doch bis halb zehn hell.“ Der Mann schüttelt mitleidig den Kopf über so viel Naivität: „Sie sind wohl keine Berliner? Hier schließen alle Freibäder um 19 Uhr.“ Wie bitte? Dann schnell weiter zum Strandbad Müggelsee. Auf dem Parkplatz davor stehen zwei Autos und eine umgedrehte rote Bierkiste, Marke „Rostocker Pilsner“. Ein grüner Zettel mahnt: „Frei für Rettungswagen“. Das Terrassenrestaurant ist ebenso verschlossen wie das Bad.

„Plitsch, platsch machen“, heult Til Francis. Wir erwägen schon, über den seitlichen Bauzaun illegal ins Bad einzudringen (kostet 30 Euro Strafe!), da erscheint ein Retter: „Fahren Sie zum Kleinen Müggelsee – in Müggelheim immer der Odernheimer Straße lang.“ Am Ende der Odernheimer müssen wir uns zwischen drei kleinen Straßen entscheiden. Nach drei Versuchen – das Kind ist unter Tränen eingeschlafen – haben wir die richtige (linke) und tatsächlich eine traumhafte Badestelle entdeckt.

„Merk’ dir den Weg zurück“, sagt mein Mann, während sich Til Francis glückselig ins Wasser stürzt, „sonst finden wir hier nie wieder her.“ Der Fotoapparat verdeckt die Mordlust in meinen Augen: „Mit mir nicht nochmal. Plitsch, platsch machen kann der kleine Prinz auch in der Treptower Plansche. Wenn die nette ABM-Kraft dort gut drauf ist, sogar bis 19 Uhr.“

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