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Berlin: Date mit Tobey Maguire

Sie leiden mitunter an Schwindelgefühlen, wissen dann nicht mehr, wo oben und unten ist? Ihnen wird schon schlecht, wenn Sie eine Achterbahn nur von Ferne sehen?

Sie leiden mitunter an Schwindelgefühlen, wissen dann nicht mehr, wo oben und unten ist? Ihnen wird schon schlecht, wenn Sie eine Achterbahn nur von Ferne sehen? Dann müssen wir von der Spiderman-Bahn in Orlando, Florida, dringend abraten. Ein wahrer Höllenritt, der da vor einigen Jahren in den Universal Studios aufgebaut wurde. Vorher werden 3-D-Brillen verteilt, dann geht es in einem Wagen rauf und runter, immer Spiderman und seinen Feinden in wilder Jagd hinterher. Für lahme Käfer ein Grauen, dagegen ein Hochgenuss für Spinnenmenschen, hören Sie auf das Wort des Experten: „Der mit Abstand beste Ride dort, ich selbst habe ihn vor einigen Monaten ausprobiert. Und das sage ich nicht wegen des Films.“ Tobey Maguire alias Spiderman, dem der Stress der letzten beiden Tage, die Premiere, die Party, das Marathon der Interviews, deutlich in den Knochen steckt, blüht geradezu auf, so eine Erinnerung an die Freuden des Spinnenlebens macht schon munter. Und, um auch die obligatorische Frage an Spiderman gleich abzuhaken: Nein, er fasst Spinnen nicht mit den Fingern an, mag es auch nicht, wenn sie auf ihm herumkrabbeln, aber ansonsten findet er sie in Ordnung. „They are fine.“

Längst ist der Zeitplan im Hotel Four Seasons wieder ins Rutschen geraten. Am Abend geht es weiter nach Rom, zur nächsten Premiere, Willem Dafoe hat es mittlerweile nach Zürich verschlagen. Immerhin, einmal mit dem Spinnenmann allein, mancher Fan würde dafür jedes Krabbeltier quer über seinen Bauch marschieren lassen. Eine gute Viertelstunde ungestört, von einem enormen Spiderman-Nieser abgesehen. Das Tondokument ließe sich, geht das mit der Spinnenwelle so weiter, gewiss mal versilbern.

Bahnt sich da womöglich wieder eine handfeste Erkältung an, woran Tobey Maguire schon laborierte, als er im Dezember 2000 wegen „Spiderman“ nach Berlin kam? Ein Vorspieltermin, genau genommen für Kirsten Dunst, deren Tauglichkeit für die Rolle der Mary Jane getestet werden sollte. Und die drehte damals eben gerade in Berlin mit Peter Bogdanovich „The Cats Meow“. Trotz Tobeys Grippe eine erfolgreiche Reise: „Viele unterschiedliche Mädchen waren schon gecastet worden, von Kirsten waren wir sofort begeistert.“

An sich ist er kein Athlet, ja, ein geradezu zierlicher junger Mann, trotz regelmäßigen Yoga-Trainings und Football-Spiels schon vor dem „Spiderman“-Film. Für die Hauptrolle ging er aber doch eigens ins Fitness-Studio, fünf Monate lang, täglich vier Stunden, Gymnastik, Kampfsport, das ganze Programm. Möglich, dass ihm die neue gewonnenen Gelenkigkeit auch beim täglichen Kostümritual geholfen hat. 15 bis 20 Minuten brauchte er, um in einen der etwa 25 Anzüge zu schlüpfen, nicht sehr bequeme Kleidungstücke mit vielen Reißverschlüssen, die immer wieder kaputt gingen. Ja, selbst ein Superheld hat mit den Tücken des Alltags zu kämpfen.

Was ihn reizte an dieser Action-Rolle, während er doch eher auf sensible, stille Charaktere abonniert war? Die vielfältige Struktur der Geschichte, Liebe, Vater-Sohn-Konflikt, Verantwortung, kurz: die Reise, die Peter Parker, der schwächliche Schuljunge, durchzumachen hat. Die Herausforderung, diesen Weg von der ersten Szene zur letzten auszufüllen mit einer überzeugend sich entwickelnden Figur. Jeder Teil der Rolle bot eine neue Aufgabe, schauspielerisch war für ihn kein Bruch zwischen den Szenen mit und ohne Maske.

Natürlich nennt er sich jetzt einen Spider-Man-Fan, das muss er schon wegen der bald folgenden Fortsetzung. Drehbeginn ist Anfang nächsten Jahres. Aber ein Fan seit Jugend auf, so wie Regisseur Sam Raimi, ist er nicht. „Als Kind habe ich keine Comics gelesen.“ Andreas Conrad

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