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Berlin: Demokratie für Anfänger

Erstwähler diskutieren in Kreuzberg mit Nachwuchskandidaten, und Jugendliche unter 18 üben in Mitte schon mal das Wählen

Schon 20 Minuten vor der Podiumsdiskussion mit den jungen Direktkandidaten der Parteien war die Mensa des Oberstufenzentrums Handel in Kreuzberg mit 700 Schülern äußerst voll. In einer zweistündigen Diskussion stellten die Schüler dem Politnachwuchs eine Frage nach der anderen. Gerd Nowakowski, Leiter der Tagesspiegel-Redaktion Berlin/Brandenburg, moderierte die Gesprächsrunde, an der Swen Schulz (34, SPD), Daniela Nicol-Kuhrt (30, CDU), Anja Schillhaneck (29, Grüne) und Sandra Brunner (27, PDS) teilnahmen. Ein Vertreter der FDP war nicht erschienen. Die bestimmenden Themen waren Jugendpolitik, Pisa-Studie, Ökosteuer und Drogenpolitik. Am längsten diskutiert wurde über die Irak-Krise. Die Schüler signalisierten Zustimmung, als SPD-Mann Schulz die Position der Bundesregierung erläuterte. Am Ende stimmten die 700 Schüler per Beifall über die Parteien ab. Den stärksten erhielt die SPD, gefolgt von PDS und Grünen. Die CDU bekam den geringsten Applaus. Schulleiter Jochen Lehmann gab seinen Schülern mit auf den Weg: „Gehen Sie zur Wahl.“

Das kann Karolin, 14, noch nicht, obwohl sie findet, dass Politik einem „nicht egal“ sein dürfe. Sie nahm an einer Aktion des Kinder- und Jugendbüros Mitte teil, bei der junge Leute unter 18 probehalber abstimmen durften. Alles war da: Wahlbüro mit Kabine und Urne – und der Wahlzettel, auf dem die Parteien und Kandidaten des Wahlkreises stehen. Die Initiatoren hoffen auf einen „Langzeiteffekt“: Demokratie lebe vom Engagement. Was zur BVV-Wahl 1999 mit 462 Teilnehmern und 15 Wahllokalen in Mitte begann, wurde letztes Jahr mit 5 000 Jugendwählern fortgesetzt und findet dieses Jahr in ganz Berlin in 205 Wahllokalen statt. Gestern war Wahltag, der Stand auf dem Alex zeigte regen Zulauf. „Ich will meine Meinung kundtun, die Zukunft betrifft uns auch“, sagt die 15-jährige Désirée. Bei der U18-Sonntagsfrage vergangene Woche lag die SPD mit 27,1 Prozent übrigens 1,2 Prozent vor der CDU.ktr / mei

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