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Berlin: Der 1. Mai soll friedlich werden

Polizei will neue Wege gehen, um 2003 Krawalle zu verhindern

In diesem Jahr erntete Professor Grottian für seine Initiative für einen friedlichen 1. Mai noch wenig Beifall in der Polizei, im kommenden Jahr will die Innenverwaltung das Konzept selber ausprobieren. Gestern luden Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und Polizeipräsident Dieter Glietsch die innenpolitischen Sprecher von SPD, PDS, CDU, Grünen und FDP ein, um über ihre Überlegungen zu informieren, welche neuen Wege eingeschlagen werden sollen. Das dreistündige Treffen sollte ein „Anstoß zu einem ganzheitlichen Konzept“ sein, hieß es anschließend von der Polizei. Die eigentlichen Träger einer Kampagne für einen friedlichen 1. Mai in Kreuzberg müssten neben den Parteien auch Bezirksämter, Gewerbetreibende sowie Jugend und Kiezinitiativen sein.

Damit greifen die Sicherheitsbehörden ein Vorhaben des Politikprofessors Peter Grottian auf. Der hatte im vergangenen Frühjahr versucht, durch ein Bündnis „Denk Mai neu“ die Berliner Traditions-Randale zu verhindern und dem 1. Mai seine politische Bedeutung zurückzugeben. Der Plan war jedoch an der mangelnden Unterstützung der linksradikalen Szene gescheitert. Von Autonomen wurde Grottian bedroht, sein Auto brannte nach einem Anschlag aus. Die Diskussionen vor dem 1. Mai hatten trotzdem Folgen: Demonstranten griffen teilweise ein und verhinderten massive Zerstörungen und Plünderungen. Die Straßenschlacht fiel nicht so heftig aus wie in den Jahren zuvor.

Die Polizei wolle den in diesem Jahr eingeschlagenen Weg der „zurückhaltenden Präsenz" beibehalten, sagt Henrike Morgenstern, die Sprecherin der Innenverwaltung. Ob der „Anstoß“ weiter geführt wird, liegt nun daran, ob und inwieweit er politisch aufgegriffen wird. Diese Unterstützung für die Kampagne unter dem Motto „Berlin friedlich am 1. Mai“ wurde der Polizei dem Vernehmen nach von den Vertretern der Parteien auch zugesagt. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat das Vorhaben begrüßt, da es dazu führen könnte, „den 1. Mai wieder friedlich zu gestalten“. OD

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